Oberösterreich statt China: "Air up" kauft bei Greiner Flaschen ein

Oberösterreich statt China: "Air up" kauft bei Greiner Flaschen ein
Der Verpackungsspezialist aus Oberösterreich setzt auf Wasserflaschen-Hype und kompostierbare Kaffeekapseln.

Oberösterreich statt China lautet die Devise des deutschen Trinksystem-Herstellers „Air up“. Seit einigen Monaten lässt das gehypte Start-up aus München seine Trinkflaschen aus Tritan beim heimischen Verpackungsspezialisten Greiner produzieren und versandfertig zusammenbauen.

Täglich laufen mehr als 10.000 „air up“-Flaschen   – in fünf verschiedenen Farben – vom Band und werden händisch in Kartons verpackt. Erst der Anfang, denn die weltweite Expansion der Duftwasser-Firma, an der sich  Hollywood-Größen wie Ashton Kutscher und Mila Kunis sowie der Pepsi-Konzern beteiligt haben, hat gerade erst begonnen. Für Greiner könnte das ein gutes Geschäft werden.

Oberösterreich statt China: "Air up" kauft bei Greiner Flaschen ein

Duftendes Leistungswasser

Die Air up-Gründer hatten 2019 die Idee, Leitungs- und Mineralwasser nur durch Duft, der über die Nase aufgenommen wird, einen Geschmack zu verleihen. Dafür wird ein mit natürlichen Aromen befüllter Pod auf das Mundstück der mit Leitungswasser gefüllten Flasche  gesetzt. Menschen sollen dadurch weniger Zucker konsumieren, so die Idee. Und die Flasche sollte wiederbefüllbar sein. Greiner  produziert neben der  Trinkflasche  auch den  Deckel und den Strohhalm. Das Mundstück und die Grifflasche aus Silikon werden angeliefert. 

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Air-up-Produktion in Kremsmünster

Mehrumsatz

Für Greiner Packaging ist das Lifestyle-Trinksystem ein willkommenes Zusatzgeschäft in Zeiten konjunkturbedingter Kaufzurückhaltung. „Wir können uns vorstellen, die neue Assembling-Anlage noch auszubauen und auch anderen Kunden anzubieten“, sagt René Berger, Geschäftsführer von Greiner Packaging Austria, anlässlich eines Werksbesuchs des KURIER auf Einladung des Fachverbandes der Chemischen Industrie. 

Der  Kunststoffverarbeiter  mit 60-jähriger Firmengeschichte ist gerade dabei, sich ein neueres, nachhaltigeres Image zu verpassen.  Bis 2025 will Greiner sämtliche Kunststoffverpackungen zu 100 Prozent wiederverwertbar oder kompostierbar machen, bis 2030 will man ein „umfassend zirkulares Unternehmen“ sein. „Schon jetzt decken wir einen erheblichen Teil unseres Materialeinsatzes durch Recycling-Material ab“, erläutert  Berger. Die Firma verfügt über ein eigenes Recyclingwerk.

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Kompostierbare Kaffeekapseln 

Die Oberösterreicher sind einer der größten Kunststoff-Kaffeekapsel-Hersteller der Welt.  Neuerdings werden diese auch  aus kompostierbaren Polymer herstellt. Die  Kapseln können  ohne schlechtes Gewissen zu Hause auf den Komposthaufen landen. Das Kaffeearoma soll dadurch nicht leiden, jedoch sind die Kapseln teurer als etwa die aus Aluminium. „Es handelt  sich um ein neues Marktsegment, das aber vom Konsumenten noch nicht so wirklich angenommen wird“, berichtet Berger.  

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Der Becher, der sich selbst trennt

Besser etabliert und  bereits in Supermärkten erhältlich ist der Joghurtbecher, der sich bei der Abfall-Entsorgung selbst vom  Kartonwickel lösen kann. Die Aufreiß-Lasche kann auch ganz einfach selbst abgelöst werden, um Papier und Kunststoff dem jeweiligen Kreislauf zuzuführen.

Auch recycelte PET-Flaschen für Lebensmittelverpackungen halten langsam Einzug im Handel.  Getestet werden auch neue Materialien wie das schon erwähnte Tritan, das ohne Weichmacher auskommt und  etwa bei  wiederverwendbaren Trinkflaschen zum Einsatz kommt. Die Mehrwegflasche ist spülmaschinenfest.

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Innovationen Greiner Packaging

490 Beschäftigte in Kremsmünster

Bei Greiner Packaging in Kremsmünster  sind aktuell 490 Mitarbeitende beschäftigt, der Umsatz betrug zuletzt 116 Mio. Euro. Erzeugt werden Verpackungen für Flüssigkeiten jeglicher Art, Joghurt, Fertiggerichte, Babynahrung, Tierfutter sowie Ketchup und Saucen. Zu den Kunden zählen vor allem die Lebensmittel-, Pharma- und Kosmetikindustrie. An den österreichischen Standorten sind permanent 50 bis 100 Stellen, darunter auch Lehrstellen, ausgeschrieben. Homeoffice und flexible Arbeitszeiten sind ebenso selbstverständlich wie ein Betriebskindergarten.    

Eigenes Wasserkraftwerk erzeugt Strom

Das schon in die Jahre gekommene Werk wurde in den vergangenen Jahren schrittweise renoviert und digitalisiert. Ein eigenes Wasserkraftwerk versorgt den Standort mit Strom und  treibt auch die  „grünen Kollegen“ an,  gemeint sind grüne Agilox-Transportroboter. 

 Verpackungsgrößen umzustellen – Stichwort Shrinkflation – sei übrigens keine Hexerei, meint Standortleiter Berger. Je nach benötigen Aufwand könne das Fassungsvermögen der Behälter binnen weniger Wochen geändert werden. 

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