20 Jahren „Near Water“-Trend: Nah am Wasser gebraut

20 Jahren „Near Water“-Trend: Nah am Wasser  gebraut
Wer als erster auf das „Wasser mit Geschmack“ kam und was Gesundheitsexperten dazu sagen.

„Trinkt Wasser!“ Mit diesen Worten hatte Fußball-Superstar Cristiano Ronaldo diese Woche die Aufmerksamkeit auch abseits der Spielplätze der Fußball-Europameisterschaft. Fans des Portugiesen überraschte seine unerwartete Aktion, bei einer Pressekonferenz die Flaschen des Großsponsors Coca-Cola zur Seite zu schieben und zur Wasserflasche zu greifen, aber nicht. Ronaldo gilt als äußerst gesundheitsbewusst.

Der zucker- und kalorienfreie Durstlöscher ist nicht nur beim Spitzenfußballer die erste Wahl. Seit einigen Jahren zählt es auch abseits von schweißtreibenden Sportaktivitäten zum guten Ton, ein mitunter stylishes Wasserfläschchen mit sich zu führen und regelmäßig daran zu nippen.

Dass sich in den Gebinden nicht immer reines (Mineral-)Wasser befindet, mag Ronaldo zwar nicht schmecken, ist aber eine etablierte Nische im Getränkesegment geworden. Die Palette ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Kaum ein Wasserabfüller, der nicht „Wasser mit Geschmack“ in seinem Sortiment hat. Denn auch beim Wasser ist ein gutes Mundgefühl gefragt, es geht um mehr als ums Durststillen mit einem neutralen Getränk. Trendexperten sehen im Griff zur Wasserflasche auch den Ausdruck eines gesunden Lifestyles, der zucker- und kalorienhaltige Getränke nicht mehr goutiert.

Am Anfang war die Zitrone

Als Erster erkannte man beim französischen Wasserabfüller Volvic das Bedürfnis der Konsumenten. Bereits 1989 brachte man ein Wasser mit Zitronengeschmack auf den Markt. Auch andere Hersteller erkannten den Trend. „Außergewöhnliche Geschmacksvarianten wie Kiwi, Lemongrass, Apfelessig oder Drachenfrucht und Chili waren stets hoch im Kurs“, sagt Katharina Rößl, Brandmanagerin beim burgenländischen Produzenten Römerquelle.

Vor 20 Jahren führte das Unternehmen sein erstes „Erfrischungsgetränk mit Zusatznutzen“ ein. Der ersten Sorte unter dem Namen „Emotions“ war Guarana zugesetzt. Aber auch Heimisches wie Birne, Melisse, Brombeere oder Holunderblüte findet seinen Weg in die Kehlen der Österreicher. „Diese Geschmacksrichtungen zählen seit Jahren zu den Klassikern.“

Was den tatsächlichen Gesundheitswert dieser im Fachjargon als „Near Water“, also Produkte nahe am Wasser, bezeichnet wird, da haben Verbraucherorganisationen wie etwa die deutsche Stiftung Warentest regelmäßig Kritikpunkte ausgemacht. „Geschmack geben nicht die geringen Mengen Kräuterextrakte oder Früchte, sondern überwiegend billige Aromen“, heißt es etwa bei der deutschen Verbraucherzentrale. Ebenso sei in vielen Produkten erst recht Zucker zugesetzt. Angeführt wird ebenso der im Vergleich zu Mineralwasser höhere Preis.

Zuletzt kamen sogar Trink-Systeme auf den Markt, mit denen das selbst in die speziellen Flaschen gefüllte Wasser mit unterschiedlichen Duftsteinen „aromatisiert“ wird: Der Duft gelangt beim Trinken ins Riechzentrum und wird vom Gehirn als Geschmack wahrgenommen. Das wird als kalorienfreies Getränk beworben, hält aber laut einem Test des Vereins für Ernährungsinformation nicht, was das System verspricht. Und auch Cristiano Ronaldo würde, hätte er die Wahl, wohl wieder zu seiner klassischen Wasserflasche greifen.

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