40 Jahre HIV: Vom ersten Aids-Patienten bis zum ersten Medikament

40 Jahre HIV: Vom ersten Aids-Patienten bis zum ersten Medikament
Georg Stingl, HIV-Pionier der MedUni Wien spricht im KURIER-Interview über die 1980er-Jahre, Meilensteine und Parallelen zum Coronavirus SARS-CoV-2.

Dermatologe Georg Stingl von der Wiener MedUni behandelte den ersten Patienten Österreichs und wurde zum Experten für Aids. 

Wann wurde Aids ein Thema in Österreich?

Georg Stingl: Im Dezember 1981 nahm ich am Kongress der American Academy of Dermatology in San Francisco teil. Im Rahmen dieser Tagung wurde über das gehäufte Auftreten eines an sich seltenen Hautkrebses, des sogenannten Kaposi-Sarkoms, bei jungen homosexuellen Männern berichtet. Darüber hinaus litten diese Personen an Infektionen, die man sonst nur selten sieht und die auf einen Defekt des Abwehrsystems hindeuten. Dazu zählen schwere Verläufe von Infektionen mit Herpesviren, von Tuberkulose, von parasitären Erkrankungen und von schweren, lebensbedrohlichen Pilzinfektionen.

Kurz danach habe ich am österreichischen Dermatologen-Kongress über diese Fälle berichtet. Die Reaktion war: das ist typisch amerikanisch, so etwas kann bei uns nicht passieren. 1982 wurde uns dann ein Patient zugewiesen, der im Laufe mehrerer Monate viel Gewicht abgenommen hatte, an Nachtschweiß und subfebrilen Temperaturen litt, und dessen Lymphknoten deutlich geschwollen waren. Man vermutete eine bösartige Erkrankung des blutbildenden Systems, konnte diese aber nicht nachweisen.

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