Warum sich Frauen die Eierstöcke entfernen lassen

Nach den Brüsten ließ Angelina Jolie sich nun auch vorbeugend die Eierstöcke und die Gebärmutter entfernen.

Es war wohl eine Frage der Zeit, bis sich US-Schauspielerin Angelina Jolie (39) auch die Eierstöcke entfernen lässt. Schon vor zwei Jahren gab sie via New York Times bekannt, dass bei ihr das BRCA1-Gen mutiert ist: „Meine Ärzte vermuten, dass bei mir das Risiko für Brustkrebs bei 87 Prozent und Eierstockkrebs bei 50 Prozent liegt, auch wenn das Risiko von Frau zu Frau unterschiedlich ist.“

Und auch diesmal verkündet sie wieder via New York Times, sie habe vor zwei Wochen einen Anruf ihres Arztes erhalten, der sie über das Ergebnis eines Routine-Bluttests informierte. In der Auswertung seien Anzeichen zu erkennen gewesen, die auf ein frühes Krebsstadium hinweisen könnten. „Meine Ärzte haben mir nahe gelegt, dass ich mindestens zehn Jahre, bevor der Krebs bei meinen weiblichen Verwandten entdeckt wurde, eine präventive Operation haben sollte. Der Eierstockkrebs meiner Mutter wurde diagnostiziert, als sie 49 war. Ich bin 39.“

„In Österreich entscheiden sich bis zu 20 Prozent der Frauen, die von einer solchen Gen-Veränderung betroffen sind, für die Entfernung der Brüste und bis zu 25 Prozent für die Eierstockentfernung“, sagt Gynäkologe Univ.-Prof. Christian Singer, Leiter des Labors für erblichen Brust- und Eierstockkrebs an der MedUni Wien / AKH Wien. „In den USA sind es bis zu 50 Prozent. Dort wird das viel aggressiver beworben und auch die Risikowahrnehmung ist eine andere.“

Warum sich Frauen die Eierstöcke entfernen lassen

In Österreich haben nach Schätzungen bis zu 25.000 Frauen eine Mutation der Brustkrebsgene BRCA1 und BRCA2. Jede zweite von ihnen erkrankt bis zum 50. Lebensjahr an Brustkrebs (Gesamtbevölkerung: 1 bis 2 %), danach steigt das Risiko weiter an. „Nicht jede Frau, in deren Familie es einmal einen Brustkrebsfall gab, muss sich jetzt aber Sorgen machten“, betont der Chirurg und Brustkrebs-Spezialist Univ.-Prof. Michael Gnant, MedUni Wien /AKH Wien: In neuen Leitlinien ist aufgelistet, wie viele Krebsfälle in welcher Altersgruppe in einer Familie aufgetreten sein müssen, damit ein Gentest (durch Blutabnahme) empfohlen und bezahlt wird (Kosten: ca. 3000 €). Dazu gibt es ein Netz von 57 Beratungsstellen zur Testung und Betreuung der Frauen (Internet-Adresse am Textende).

„In den USA ist in den vergangenen Jahren ein Anstieg der Amputationen um zehn Prozent zu beobachten“, sagt Gnant: „Das ist verrückt und das Ergebnis eines Hypes der absoluten Risikovermeidung. Bei uns ist das Vorgehen zurückhaltender, sehr viel mehr Frauen entscheiden sich dazu, mit der Brustentfernung zumindest eine Zeitlang zuzuwarten.“

Die Optionen

Grundsätzlich haben Betroffene zwei Möglichkeiten:
–Eine intensivierte Früherkennung u.a. durch eine jährliche Magentresonanztomografie (MRT) ab 25. „Damit finden wir im Vergleich zur Mammografie 50 Prozent mehr Karzinome in einem frühen Stadium“, sagt der Radiologe Univ.-Prof. Christian Helbich. „Allerdings bedeutet das auch für viele Frauen eine unglaubliche psychologische Belastung“, so Singer.
–Die vorbeugende Entfernung des Drüsengewebes bzw. der Eierstöcke (hier ist die Krebsfrüherkennung schlechter als bei Brustkrebs). Bei der Brust ist danach das Einsetzen von Implantaten (diesen Weg wählte Jolie) oder ein Aufbau mit Eigengewebe (Bauch- oder Rückenmuskel) möglich. Singer: „Das Ergebnis ist mittlerweile ausgezeichnet und von dem einer kosmetischen OP kaum zu unterscheiden.“

www.brustgenberatung.at

www.frueh-erkennen.at

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