Sperma-Boost
Für die fruchtbarkeitsfördernde Wirkung verantwortlich: Lykopin, ein Carotinoid, das Tomaten ihre rote Farbe verleiht und auch in Wassermelonen und der Papaya-Frucht vorkommt. Neben seiner Schutzfunktion für Herz und Gefäße zeichnet sich der Pflanzenfarbstoff auch durch zellschützende Eigenschaften aus. Allerdings ist Lykopin aus der Nahrung für den Körper schwierig zu absorbieren. Die Studienteilnehmer hätten täglich rund zwei Kilogramm Tomaten vertilgen müssen, um auf eine entsprechende Dosis zu kommen – weswegen man sich für die Gabe eines Nahrungsergänzungsmittels entschied.
"Die Erkenntnisse sind nicht bahnbrechend, aber durchaus interessant", sagt Michael Feichtinger, Fruchtbarkeitsexperte und Leiter des Wunschbaby Instituts in Wien. "Lykopin wurde schon in mehreren Studien mit einer Verbesserung der Samenqualität in Verbindung gebracht. Die aktuelle Untersuchung ist vor allem wegen der Methode interessant, weil eben auch eine Placebo-Gruppe abgetestet wurde", schildert der Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe.
Um die Aussagekraft dieser und ähnlicher Forschungen beurteilen zu können, muss man verstehen, woran die Spermienqualität beim Mann gemessen wird. "Es gibt drei ausschlaggebende Parameter", sagt Feichtinger, "die Beweglichkeit der Spermien, die Anzahl von Spermien in der Samenflüssigkeit und das Aussehen dieser – also, ob die Samenzellen Defekte aufweisen". Auf den wichtigsten Faktor, die Menge, hatte das Tomatenmark in der Studie, die im European Journal of Nutrition veröffentlicht wurde, keinen Einfluss, auf Aussehen und Beweglichkeit jedoch sehr wohl.
Qualitätsverlust
Die sinkende Spermienqualität stellt in westlichen Ländern ein wachsendes Problem dar. "Seit den Siebzigerjahren ist sie in den USA und Europa um rund 50 Prozent gesunken", sagt Feichtinger. Die Ursachen dafür sind komplex. Neben Umwelteinflüssen und Schadstoffen gelten Rauchen, Alkohol und Übergewicht als besonders fruchtbarkeitsschädigend. Auch die Einnahme von Anabolika, Antibiotika und Antidepressiva hat einen negativen Einfluss.
Die Ernährung ist laut Feichtinger nicht unwesentlich: "Je nachdem, wo die Ursache der eingeschränkten Fruchtbarkeit beim Patienten liegt, kann mit Nahrungsergänzungsmitteln gegengesteuert werden." Der Großteil der Männer spreche darauf nur minimal an, "bei einem kleinen Teil wirkt es aber überraschend gut". Meist handle es sich dabei um Männer, die nicht genügend Nährstoffe über die Ernährung aufnehmen. "Eine ausgewogene Ernährung ist die Basis für gute Spermien, das sagt sich aber leichter, als es ist."
Fitmacherpillen
Derartige Vitamin-Cocktails enthalten in der Regel Vitamin C (etwa in Paprika, Schwarzen Johannisbeeren, Fenchel und Sanddorn enthalten), Vitamin E (Lachs, Haselnüsse, Oliven- und Kokosöl), Selen (Seefisch und Haferflocken) und Zink (Vollkornbrot, Walnüsse und Hülsenfrüchte). Der Vorteil bei Männern: Bei ihnen werden Samenzellen laufend (innerhalb von zwölf Wochen) neu gebildet. Bei Frauen werden sämtliche Eizellen schon im Embryonalstadium angelegt. "Negative Faktoren wie Stress können sich schnell negativ auf die Samenzellenqualität auswirken, positive Parameter aber ebenso rasch eine Verbesserung bewirken", sagt der Fruchtbarkeitsexperte.
Ein weiterer Faktor in puncto Fertilität: Auch für Männer tickt die biologische Uhr. "Männer jenseits der 50 haben nachweislich schlechtere Samenparameter und es sammeln sich auch genetische Erkrankungen an. Infolge bekommen Väter im fortgeschrittenen Alter zum Beispiel häufiger Kinder mit Autismus", sagt Feichtinger.
Oft sei es die Eitelkeit, die Männer bei der Behandlung von Fruchtbarkeitsproblemen zögern lasse: "Dadurch geht wertvolle Zeit verloren." Rat bei Experten zu suchen, lohnt sich.
Des Öfteren Tomaten auf den Speiseplan zu packen, kann jedenfalls nicht schaden.
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