Eine Frage, über die in der Wissenschaft lange heftig diskutiert wurde. Gelöst werden kann so ein Rätsel nur, wenn mehrere Forschungsdisziplinen zusammenarbeiten. Deshalb untersuchten jetzt Archäologen, Historiker und Genetiker gemeinsam zwei Fundstätten in der Nähe des kirgisischen Yssykköl-Sees, wo einige solcher Pest-Inschriften zu finden sind. Und sie waren erfolgreich: Bei Skeletten von Personen, die Jahr 1338 gestorben waren, haben sie die DNA des Pestbakteriums Yersinia pestis nachgewiesen.
Somit war klar: „Die auf den Grabsteinen erwähnte Pandemie wurde tatsächlich durch die Pest verursacht“, erläutert Phil Slavin, Historiker an der University of Stirling (Schottland).
Doch bedeutete das auch, dass die Pandemie, der Millionen von Menschen zum Opfer fielen, auch hier in Kirgistan ihren Ausgangspunkt nahm?
Wer diese Frage beantworten will, braucht Archäogenetiker – Menschen, die sich unter anderem mit der Evolution von Bakterien beschäftigen. Für die steht schon lange fest: Es muss einen engen Zusammenhang geben zwischen dem Ursprung des Schwarzen Todes und dem Zeitpunkt, an dem es zu einer massiven Diversifizierung der Peststämme kam – „Urknall der Pestdiversität“ nennen die Forscher das. Sprich: Seit dem Zeitpunkt gibt es unterschiedliche Arten von Yersinia pestis.
Die Archäogenetikerin Maria Spyro hat den Zusammenhang zwischen diesem Urknall und dem Bakterium aus dem Jahr 1338 erforscht und festgestellt, dass sie in engem zeitlichen Zusammenhang mit dem Urknall stehen. Für sie ist klar: „Der Schwarze Tod entstand im Jahr 1338.“
Doch entstand dieser Peststamm auch hier? Oder wurde er in diese Gegend eingeschleppt und breitete sich von hier weiter aus? Für den Hauptautor der Studie, Johannes Krause vom Max-Planck-Institut für Anthropologie in Leipzig steht fest: „Das Bakterium Yersinia pestis hat seinen Ursprung nicht im Menschen, sondern überlebt in wilden Nagetierpopulationen – in sogenannten Pestreservoirs. Das heißt, dass der alte Stamm, der die Epidemie 1338 und 1339 verursachte, aus einem solchen Reservoir stammen muss.“ Noch heute finden Forscher engste verwandte dieses alten Stammes in dieser Region. „Der Vorfahre des Schwarzen Todes scheint also aus Zentralasien zu stammen“, schließt Krause.
Der Rest ist Geschichte: Über Handelsschiffe gelangte die Pest 1347 über das Schwarze Meer in den Mittelmeerraum und raffte viele Menschen in Europa und Nordafrika dahin.
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