Das Land, das die Raucherrate drastisch senken konnte

Es war ein Kampf wie David gegen Goliath, ein kleines Land gegen eine großen Tabakkonzern - und Präsident Tabaré Vázquez - selbst Mediziner und Krebsspezialist - stand dabei an vorderster Front: Die Republik Uruguay zählt zu den Ländern mit den strengsten Anti-Raucher-Maßnahmen der Welt. Der Tabakkonzern Philip Morris reichte dagegen 2010 eine Klage ein und forderte Schadenersatz von Uruguay für die wirtschaftlichen Verluste: Doch der bei der Weltbank angesiedelte internationale Schiedsgerichtshof ICSID gab heuer im Juli Uruguay recht und wies die Klage ab.
"Es wurde anerkannt, dass Uruguay nur sein souveränes Recht, das Leben und die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen, ausgeübt hat", sagte Uruguays Präsident Vázquez am Montag auf der Welt-Lungenkrebs-Konferenz in der Messe Wien. "Und es wurde ganz klar festgestellt, dass das Recht der Bevölkerung auf Leben und auf Gesundheit über wirtschaftlichen Interessen steht. Denn Tabakprodukte töten mehr als die Hälfte der dauerhaften Konsumenten. Und als Regierungsverantwortliche haben wir die Verpflichtung, die Gesundheit der Menschen zu beschützen."

Die Zahl der rauchenden Schülerinnen und Schüler sank von 30 Prozent im Jahr 2004 auf neun Prozent im Jahr 2014.
Die wichtigsten Maßnahmen
Uruguay hatte bereits 2006 - in der ersten Präsidentschaft von Tabaré Vázquez - seine Tabakgesetze verschärft. 2014 begann die zweite Amtszeit von Vázquez. Das sind die wichtigsten Maßnahmen:
- Komplettes Rauchverbot in allen öffentlichen Räumen
- Werbeverbot
- mehrfache Erhöhung der Preise für Tabakprodukte zwischen 2005 und 2010
- Schockfotos und Warnhinweise müssen 80 Prozent der Vorder- und Rückseite von Zigarettenverpackungen einnehmen (in der EU sind es 65 Prozent)
- Mehr Unterstützung für Raucherinnen und Raucher, die aufhören wollen.
Weitere Effekte
Bei den Erwachsenen sank der Prozentsatz der täglichen Konsumenten von 32 Prozent im Jahr 2006 auf 23 Prozent im Jahr 2011. Und auch unter den Ärztinnen und Ärzten ging die Raucherrate stark zurück: Von 27 Prozent im Jahr 2001 auf 9,8 Prozent im Jahr 2011.
"Es war kein leichter Kampf gegen Philip Morris. Es war über sechs Jahre hinweg eine harte Konfrontation", betonte Vazquez. "Der Erfolg eines kleinen Landes brachte den größten multinationalen Tabakkonzern aus der Fassung, und um ein kleines Entwicklungsland einzuschüchtern, gab es die Klage. Der Konzern forderte von uns 300 Milionen US-Dollar, das ist für ein kleines Land wie unseres viel Geld."
Sorge wegen Präzedenzfalls
Phillip Morris sei letztlich nicht wegen des lokalen Marktes in Uruguay besorgt gewesen: "Sie waren besorgt, dass unser Präzedenzfall einen neuen Standard im Kampf gegen das Rauchen setzen könnte."
Vázquez berichtete auch über seine persönliche Motivation im Kampf gegen das Rauchen: "Ich habe als Onkologe viele Menschen mit Lungenkrebs gesehen, und das große Leid, das diese Krankheit über die Familien gebracht hat.Durch Prävention könnten wir viele dieser Erkrankungen verhindern. Jedes Jahr sterben weltweit mehr als acht Millionen Menschen an den Folgen des Zigarettenkonsums - nicht nur an Lungenkrebs, sondern auch an vielen anderen Krebserkrankungen und anderen Leiden."
"Die Pathologie ist im Aufwind". Sie werde immer wichtiger, sagt Dagmar Krenbek. "Und davon profitieren viele Patienten." Die Pathologie im Wiener Otto-Wagner-Spital, wo Fachärztin Krenbek arbeitet, zählt bei der Lungenkrebsdiagnose zu den führenden Einrichtungen in Österreich: Die Pathologen können immer mehr Informationen aus den nur einen Tausendstel Millimeter dünnen Schnitten, die sie aus den Gewebeproben gewinnen, herauslesen.



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