Neue App erkennt Auslöser für Migräne

Wie ein Blitzschlag: 24.000 Menschen sind jährlich in Österreich betroffen.
Was eine Kopfschmerzattacke auslöst, ist individuell. Ein Tagebuch gibt Aufschluss.

Was genau löst einen Migräneanfall aus? Wie lässt er sich verhindern? Fragen, die viele Betroffene haben. Auch für den Neurologen Christian Wöber von der MedUni Wien gibt es darauf keine einfache Antworten. Nur eines sei fix: "Man kann nichts ausschließen. Die Auslöser einer Migräneattacke sind sehr individuell."

Wie individuell, das zeigen Tagebuchaufzeichnungen von Patienten, die ihre Daten über eine App namens Curelator (www.curelator.com) dokumentiert haben. Das US-amerikanische Start-up, das diese entwickelt hat, kooperiert mit den Migräne-Experten der MedUni Wien.

Die Daten von 326 Probanden wurden jetzt statistisch ausgewertet. Ergebnis: "Bei 87 Prozent der Patienten ließen sich nach 90 Tagen diejenigen Faktoren nachweisen, die bei den Betroffenen zu einer Migräneattacke führen", sagt Wöber, Leiter des Spezialbereichs Kopfschmerz und Neurologie. Bei fast allen Betroffenen gibt es einen Mix an Auslösern – zumeist sind es vier individuelle Faktoren. "Das können Nahrungsmittel ebenso sein wie Stress oder psychische Belastungen." Bei den Probanden waren häufig Nackenschmerzen, Müdigkeit und unruhiger Schlaf mitauslösende Faktoren. Aber auch Gerüche, ausgelassene Mahlzeiten oder grelles Licht können Ursache sein. Aus früheren Forschungen weiß man, dass bei Frauen die Monatsblutung eine große Rolle spielt: "Kurz vorher und während dieser Zeit ist das Risiko doppelt so hoch", sagt Wöber.

Tipps von der App

Die neue App verrät den Patienten nicht nur, was sie vermeiden sollen, sondern auch, was die Migräne nicht auslöst. "Dieses Wissen kann die Lebensqualität der Betroffenen enorm verbessern. Denn oftmals haben Menschen zum Beispiel auf Schokolade oder Käse verzichtet, weil sie angenommen haben, dass diese Lebensmittel Kopfschmerzen verursachen. Andere haben kaum noch Sport gemacht. Wenn sie wissen, dass ihnen das keine Kopfschmerzen bereitet, müssen sie das nicht vermeiden", freut sich Wöber. Kleiner Nachteil: Die App ist zurzeit nur auf Englisch und für iPhones sowie iPads erhältlich und kostet rund 50 Euro. Wöber hat zudem einige Gutscheine für Migräne-Patienten.

Zu selten behandelt

Migräne ist zwar weltweit die dritthäufigste Erkrankung, doch nur jeder bzw. jede zweite Betroffene sucht einen Arzt auf. Die meisten therapieren sich selbst mit rezeptfreien Schmerzmitteln aus der Apotheke. Und diejenigen, die einen Mediziner aufsuchen, werden nicht immer optimal behandelt. Sätze wie "damit müssen Sie halt leben", hören Migräne-Patienten immer noch. Das Vorurteil, dass die Kopfschmerzen nur als Vorwand benutzt werden, hält sich leider immer noch hartnäckig. Das ist in Österreich nicht anders als zum Beispiel in den USA.

Doch viele Mediziner haben zum Glück erkannt, wie wichtig eine Therapie ist. Wöber rät allen Patienten, Hilfe auf jeden Fall einzufordern. Ziel sollte es sein, dass die Betroffenen, die oft über Stunden oder sogar Tage an den Attacken leiden, nach maximal zwei Stunden von ihren Schmerzen erlöst werden. "Da gibt es viele Möglichkeiten und unterschiedliche Medikamente, die wirken. Es gibt nicht das Medikament. Welche Therapie am geeignetsten ist, ist individuell sehr unterschiedlich," weiß der Migräneexperte.

Einige Grundregeln sollten alle Migräne-Patienten beachten, rät Wöber: "Für sie ist ein gesunder Lebensstil besonders wichtig. Sie sollten ausreichend trinken, regelmäßig essen und genügend schlafen."

Neue App erkennt Auslöser für Migräne

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