Corona: Sind Wissenschafter für oder gegen Schulöffnungen?

Corona: Sind Wissenschafter für oder gegen Schulöffnungen?
Heiß diskutiert: Internationale Experten analysieren die Ansteckungsraten bei Kindern und Jugendlichen und leiten Empfehlungen ab.

Der Schulbeginn nähert sich und und in vielen Staaten diskutierten Politiker, Wissenschafter und Eltern darüber, ob und wie Schulen wieder geöffnet werden. Mehrere aktuelle wissenschaftliche Publikationen in Fachjournalen sprechen eher für einen Schulbetrieb: weil Kinder sich seltener mit SARS-CoV-2 infizieren, oft nur leicht erkranken und Infektionen außerhalb der Schulen sowieso bekämpft werden müssen.

"Von einem klinischen Standpunkt bekommen die meisten Kinder und Jugendlichen im Alter zwischen einem und 18 Jahren nur milde oder gar keine Covid-19-Erkrankung und haben viel seltener als Erwachsene die schweren Konsequenzen der Infektion. (...) Begrenzte und vermehrt auftauchende Evidenz deutet darauf hin, dass die Anfälligkeit für eine Infektion generell mit dem Alter ansteigt. Bei gleicher Exposition gegenüber infizierten Haushaltsangehörigen scheinen Kinder unter zehn Jahren seltener angesteckt zu werden als Erwachsene und ältere Jugendliche. Studien bei Kindern im Alter von neun Jahren oder darunter zeigen, dass sie weniger anfällig sind als Zehn- bis 14-Jährige", schrieben jetzt Meira Levinson und Co-Autoren von Instituten der Harvard-Universität in Boston im "New England Journal of Medicine".

SARS-CoV-2 kann Schulen betreffen, "entsteht" aber dort nicht. Am Montag publizierte "Lancet Child & Adolescent Health" zwei Studien zum Thema Covid-19 und Schulwesen. Eine wissenschaftliche Untersuchung mit der Abschätzung des Starts des Schuljahres in Großbritannien mit September zeigte in Berechnungen Folgendes: "Die Resultate der Simulation deuten darauf hin, dass eine zweite Welle (von Covid-19) in Großbritannien verhindert werden kann, wenn die Testraten erhöht werden (59 bis 87 Prozent aller SARS-CoV-2-Infizierten müssten getestet werden)." 75 Prozent aller Personen mit symptomatischer Covid-19-Erkrankung müssten diagnostiziert und isoliert werden, um eine zusätzliche Problematik durch die Öffnung der Schulen zu vermeiden.

Aus Australien stammt die zweite Studie (der KURIER berichtete). Dabei wurde die Ausbreitung von Covid-19 in 25 Schulen und Kindergärten in New South Wales analysiert: Es zeigte sich für Kinder und Betreuer (Lehrer) ein sehr geringes Infektionsrisiko, wenn effektives Contact Tracing und sonstige Maßnahmen durchgeführt wurden.

Vorerst nur auf einem Preprint-Server ohne Peer Review ist eine Übersichtsarbeit von E. Goldstein von der Abteilung für Epidemiologie der Harvard School of Public Health in Boston zu lesen. Dort wird auf chinesische Untersuchungen verwiesen. So hätte sich in Haushalten in der Region Wuhan für Unter-18-Jährige nur eine Infektionsrate von vier Prozent ergeben, bei Erwachsenen eine von 17 Prozent, also das Vierfache.

Es existierten auch Hinweise darauf, dass in Volksschulen ein geringeres Risiko für die Verbreitung von SARS-CoV-2 herrsche als in Schulen für Ältere. "All das deutet darauf hin, dass die Öffnung von Volksschulen von anderen Maßnahmen wie Verringerung von Menschenansammlungen und Reduktion des Übertragungsrisikos insgesamt begleitet werden sollte."

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