Corona: Luftreiniger verringern Infektionsrisiko nur bedingt

Klassenzimmer bleiben vielfach leer
Mit neuen Filtern und Maximalstufe gute Werte erzielt. Im Wohn- oder Schulzimmer laut Konsumentenschützern aber keine Alternative zu Maßnahmen wie Lüften, Masken und Abstand.

Das Coronavirus wird vor allem in Innenräumen weitergegeben. Seit das klar ist, wird über den Nutzen von Luftreinigern diskutiert. Nach einem Test durch Konsumentenschützer dürfte feststehen: Im Hausgebrauch sind sie keine Alternative zu den üblichen Maßnahmen wie Masken, Lüften und Abstand, und in einem 50-Quadratmeter-Klassenzimmer mit knapp 30 Schülern wäre ein einzelner Luftfilter viel zu klein. Generell können sie laut den Testern das Risiko nur bedingt verringern.

Die deutsche Stiftung Warentest hat die drei besten Modelle aus einem Luftreiniger-Test mit sieben Geräten aus dem Frühjahr 2020 erneut ins Prüflabor geschickt, diesmal mit dem Auftrag, ihre Wirkung gegen SARS-CoV-2 auszuloten. Der Philips AC2889/10, der Airfresh Clean von Soehnle sowie der Intense Pure Air Connect PU6080 von Rowenta sollten Aerosolpartikel mit einem Durchmesser von 0,12 bis 1 millionstel Meter aus der Raumluft filtern, berichtet der Verein für Konsumenteninformation (VKI) im "Konsument"-Magazin vom März.

Von diesen Tröpfchen stößt ein Mensch beim Atmen pro Sekunde etwa 100 aus. Beim Sprechen verdoppelt sich die Zahl, beim Niesen schnellt sie auf etwa 20.000. Das Coronavirus misst etwa 0,12 millionstel Meter. 500 Viren nebeneinander sind ungefähr so dick wie ein Haar.

Mit neuen Filtern und auf Maximalstufe legten die Luftreiniger überzeugend los, berichteten die Konsumentenschützer: Umgerechnet auf ein Zimmer mit 40 Kubikmeter Raumvolumen waren nach 20 Minuten die meisten Aerosolpartikel mit 0,12 Mikrometern Durchmesser verschwunden. Philips und Rowenta beseitigten 95 Prozent, bei Soehnle waren es 90 Prozent.

Jeder Luftreiniger lässt mit der Zeit in seiner Leistungskraft nach. Im Test wurde die Alterung simuliert, indem die Geräte dem Rauch von 100 Zigaretten ausgesetzt wurden. Beim Philips-Modell sank nach 20 Minuten die Zahl der kleinsten Partikel noch immer um rund 90 Prozent. Das Modell von Rowenta schaffte 80 Prozent, der Airfresh Clean nur noch 46 Prozent. Zur Virenreduzierung müsste man den Filter weit häufiger wechseln als vorgesehen, so die Tester, einer koste rund 50 Euro.

Wenn man ein größeres Wohnzimmer, in dem sich einige Leute aufhalten, virenfrei bekommen möchte, stoße man mit Luftreinigern ohnehin schnell an Grenzen, warnten die Konsumentenschützer. "Wenn hier ein infizierter Mensch atmet, spricht oder gar singt, stößt er ständig neue Virenpartikel aus." Ein Luftreiniger könne das Infektionsrisiko aber nur reduzieren. "Zusätzliche Maßnahmen wie Abstand halten und das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes sind weiterhin unabdingbar. Ebenso kommt man zum Luftaustausch nicht um regelmäßiges Stoßlüften, je fünf Minuten lang, herum."

Oft ist von HEPA-Filtern (High Efficiency Particulate Air) die Rede. Der Begriff ist nicht geschützt, und nur wenn eine Filterklasse angegeben ist, ist ein Prüfverfahren gemäß EU-Norm DIN EN 1822 garantiert. Bei der HEPA-Klasse H13 müssen bei einem einzigen Durchgang der Luft 99,95 Prozent der Schwebstoffe gebunden werden, bei H14 99,995 Prozent. "Solche Reinigungsraten sind bei Luftreinigern, die in diesem Test untersucht wurden, nicht zu erwarten. H13- oder H14-Filter machen erst in größeren Geräten Sinn, die einige Tausend Euro kosten", so die Konsumentenschützer. Die Haushaltsmodelle würden, wenn sie diese Leistung erbringen müssten, nur noch sehr wenig Luft durch die superdichten Filter pressen.

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