Bergthaler: Impfung wirkt nach wie vor zu 90 Prozent vor Hospitalisierung
Steigende Zahlen trotz Impfung – wie kann das sein? Ist das gar ein Indiz dafür, dass die Impfung doch nicht so wirkt wie gepriesen, wie das am Montag etwa auch FPÖ-Chef Herbert Kickl in den Raum stellte?
(Der FPÖ-Chef will deswegen jetzt lieber auf Medikamente wie Ivermectin setzen. Weshalb das keine so gute Idee ist, lesen Sie in unserem Faktencheck)
„Die Zahlen wirken auf den ersten Blick tatsächlich erschreckend“, sagte Virologe Andreas Bergthaler von der Akademie der Wissenschaften am Mittwoch im Ö1 Journal um acht. Gerade die Altersgruppe der über 60-Jährigen sei von Impfdurchbrüchen betroffen.
Die Erklärung dafür ist aber denkbar einfach und mag zunächst paradox klingen. „Diese Altersgruppe ist sehr gut durchgeimpft – wir sprechen von 84 bis 89 Prozent der Über-60-Jährigen“, sagte Bergthaler. „Dadurch gibt es auch automatisch mehr Fälle, die man als Impfdurchbruch klassifiziert.“
Das heißt also, dass man trotz Impung positiv getestet wurde und auch leichte bis schwere Symptome spürt.
"Würden 100 Prozent geimpft sein und man hätte nur einen einzigen Impfdurchbruchsfall in Österreich, würde man das als ‚100 Prozent der Infektionen sind Impfdurchbrüche‘ klassifizieren."
International habe man in den letzten Wochen aber tatsächlich gesehen, dass diese Impfdurchbrüche im Steigen begriffen sind.
Bergthaler nennt hierfür vier entscheidende Faktoren:
Die Zeit, die seit der Immunisierung vergangen ist.
Den Gesundheitszustand der Geimpften. Also, ob diese etwa immunsupprimiert sind.
Auch die Art des Impfstoffes spielt eine Rolle: "Vektorimpfstoffe wie Astra Zeneca scheinen tendenziell mehr Impfdurchbrüche zuzulassen."
Und auch die Virusvariante ist ein Faktor, wenn es um Impfdurchbrüche geht.
Bergthaler betont aber: „Bei den Impfdurchbrüchen kommt es in der Regel zu signifikant weniger schweren Verläufen.“
Schwierige Datenlage
Eine automatisierte Statistik, wie viele Menschen nun von Impfdurchbrüchen betroffen sind bzw. wie viele der aktuellen Neuinfektionsfälle auf Impfdurchbrüche zurückgehen, gibt es aber nicht. „Das ist von der Datenseite her noch immer schwierig.“
Aber: „Wenn man sich den Anteil der vollständig Geimpfte unter den Covid-Fällen im Vergleich zum Anteil in der Gesamtbevölkerung ansieht, sieht man, dass die Impfung noch immer zu 90 Prozent vor einer Hospitalisierung und zu 94 Prozent vor der Intensivstation schützt.“
Wird die Steigerung wieder abnehmen, wenn die dritte Impfung kommt? Die bisherigen Daten würden darauf hinweisen, dass der Schutz noch einmal auf über 95 Prozent gehoben werden kann, sagt Bergthaler.
Antikörpertests sieht der Virologe noch kritisch. „Man kann den Test zwar machen aber die Frage ist, wie ich das Ergebnis einordne.“ Bergthaler hofft auf einfachere Antikörper-Tests. „Zum jetzigen Zeitpunkt macht es wenig Sinn, dass sich jeder individuell testet.“
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