Bandscheiben, die aus den eigenen Stammzellen gezüchtet wurden

Die Zahl der chirurgischen Eingriffe an der Wirbelsäule nimmt insgesamt zu - die Bandscheibenoperationen sind jedoch rückläufig.

Als präventive Maßnahme die eigenen Stammzellen einfrieren, um sich später bei Bedarf Bandscheiben daraus züchten zu lassen – das Wirbelsäulenzentrum im Orthopädischen Spital Speising in Wien hat sich hohe Ziele gesetzt, um die Wirbelsäulenchirurgie zu revolutionieren.

Statt der Bandscheibenprothese aus Metall wollen die Forscher im "Zell-Labor" in Speising einen lebendigen Ersatz implantieren, der aus körpereigenen Zellen gezüchtet wurde. Dieser könnte dann einfacher in den benachbarten Knochen einwachsen und am Stoffwechsel teilnehmen.

Zwei Zwischenergebnisse aus dem Speisinger Labor stimmen die Forscher optimistisch, dass sie ihr hohes Ziel erreichen: Einem Team um die Biologin und Orthopädin Claudia Eder gelang es, körpereigenes Fettgewebe in Bandscheibengewebe umzuwandeln. Somit müssen die Stammzellen, die natürlicherweise im Fett vorkommen, nicht mehr mühevoll isoliert werden. Auch das Aufbringen auf ein körperfremdes Trägermaterial entfällt. Damit wird ein Transplantat möglich, das vollständig aus köpereigenen Zellen besteht.

Zweitens haben die Zellforscher erfolgreich Stammzellen von Erwachsenen über Jahre hinweg in flüssigem Stickstoff bei minus 178 Grad Celsius eingefroren – im Test waren es drei Jahre. Danach konnten sie ohne Qualitätsverlust aufgetaut werden. Daraus lassen sich Bandscheibenzellen entwickeln, die als Basis für ein Bandscheibenimplantat dienen könnten.

"Was nach der Geburt schon gängige Praxis ist, nämlich Stammzellen vorsorglich einfrieren zu lassen, ist auch im Erwachsenenalter noch möglich", fasst Claudia Eder die Ergebnisse zusammen. "Theoretisch könnte man also vorsorgen, um später bei Bedarf körpereigene Zellen für ein Implantat zur Verfügung zu haben."

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