"Aus" für ein Gen führt zu Herz-Regeneration

Gefühl und Wissenschaft
Entdeckung von US-Wissenschaftern könnte eine Therapiechance für Patienten mit Herzschwäche werden.

Es könnte ein völlig neuer Ansatz für die Therapie von Herzschwäche werden: Forscher vom Southwestern Medical Centre der Universität Texas, USA, haben ein Gen identifiziert, das die Fähigkeit alter, kranker oder verletzter Herzen reguliert, sich zu regenerieren. Wird dieses Meis1-Gen deaktiviert führt dies dazu, dass Regenerationsprozesse in Gang kommen und sich neue Herz-Zellen bilden. Bisher war die Funktion dieses Gens nicht bekannt.

Der Kardiologe Hesham Sadek entdeckte bereits 2011, dass die Herzen neugeborener Säugetiere auf Verletzungen mit starker Teilung und Neubildung von Herzmuskelzellen zur Reparatur der Schäden reagieren. Doch diese Fähigkeit geht nach der Geburt rasch zurück – gleichzeitig nimmt aber die Aktivität des Meis1 -Gens stark zu. Sadek konnte jetzt zeigen: Wird Meis1 ausgeschalten, bleibt die Teilungsfähigkeit von Herzmuskelzellen neugeborener Mäuse erhalten, berichtet sein Forschungsteam im Fachmagazin Nature – kranke, schwache Herzen könnten so neue Zellen und neue Kraft bekommen.

Gene wirken wie Bremsen auf die Zellteilung

Wobei Meis1 wie eine Art Softwareprogramm funktioniert: Dieses Gen kontrolliert mehrere andere Gene, "die wie Bremsen auf die Zellteilung wirken", sagt Sadek. Meis1 könnte als ein Ein-/Aus-Schalter verwendet werden, mit dessen Hilfe auch die Herzmuskelzellen Erwachsener zur Teilung aktiviert werden. Zeigen künftige Studien, dass dies funktioniert, könnte dies "eine neue Ära in der Behandlung von Herzschwäche einläuten", sagt Sadek.

250.000 Patienten mit Herzschwäche

In Österreich leiden rund 250.000 Menschen an Herzschwäche. Normalerweise pumpt das Herz pro Minute 5 bis 15 Liter Blut durch den Körper. Bei Herzschwäche reicht die Leistung aber nicht mehr aus.Die wichtigsten Ursachen für Herzschwäche sind
unbehandelter Bluthochdruck, Durchblutungsstörungen des Herzens (z.B. nach einem Infarkt), Herzmuskel- und Herzklappenerkrankungen.

Laut einer neuen Studie im Auftrag des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger nimmt maximal 50 Prozent der Herzschwäche-Patienten die vom Arzt verordneten Medikamente (eine Kombination mehrerer Substanzgruppen) regelmäßig über einen längeren Zeitraum ein. Das ergab die Auswertung der Daten von rund 37.000 zwischen April 2006 und Juni 2010 in österreichischen Spitälern aufgenommenen Patienten.

Die Folgen sind dramatisch: Die durchschnittliche Überlebensdauer lag bei mangelhafter Therapie bei 2,5, bei guter Therapie hingegen bei 3,2 Jahren. Der Hauptverband hat deshalb eine Aufklärungskampagne gestartet.

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