Afrikanischer Waldelefant akut vom Aussterben bedroht

Afrikanischer Waldelefant akut vom Aussterben bedroht
Weltnaturschutzunion stufte Elefanten-Art in höchste von drei Gefährdungsstufen - Elfenbeinhandel immer noch eines der größten Probleme.

Wilderei und Lebensraumverlust haben eine Elefantenart in Afrika an den Rand des Aussterbens gebracht. Die Weltnaturschutzunion (IUCN) setzte den afrikanischen Waldelefanten auf der neuen Roten Liste der bedrohten Arten in die Kategorie "vom Aussterben bedroht", die höchste von drei Gefährdungsstufen. Der etwas häufigere Savannenelefant sei in der zweithöchsten Kategorie und stark gefährdet, wurde mitgeteilt.

Bisher wurden diese beiden Arten zusammen betrachtet und waren in der dritten Kategorie als "gefährdet" gelistet. Insgesamt sei die Zahl der afrikanischen Waldelefanten in 31 Jahren um 86 Prozent geschrumpft, die der Savannenelefanten in 50 Jahren um 60 Prozent, berichtete die IUCN am Donnerstag. Seit 2008 habe die Wilderei besonders stark zugenommen. 2016 schätzte die Organisation die Zahl der Exemplare beider Arten auf rund 415.000.

Schlüsselrolle im Ökosystem

"Afrikanische Elefanten spielen eine Schlüsselrolle im Ökosystem", sagte IUCN-Generaldirektor Bruno Oberle. "Wir müssen dringend die Wilderei beenden und sicherstellen, dass genügend geeigneter Lebensraum geschützt wird." Es gebe Beispiele erfolgreicher Schutzmaßnahmen, die ausgeweitet werden müssten. Die IUCN nennt etwa Gabun und Kongo, wo die Populationen von Waldelefanten stabilisiert werden konnten. Im Naturschutzgebiet Kavango-Zambezi Transfrontier Conservation Area am Sambesi-Fluss zwischen Angola, Botswana, Namibia, Sambia und Simbabwe wachse die Zahl der Savannenelefanten.

Der Handel mit Elfenbein boomt, wie neue Zahlen der Organisation Traffic im Auftrag des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (Cites) zeigen. 2019 sei die Beschlagnahmung von 42,5 Tonnen gemeldet worden, 30 Prozent mehr als im Jahr davor, berichtete Traffic. Allerdings hätten Länder, die über fünf Jahre 35 Prozent der Beschlagnahmungen ausmachten, bis Juli 2020 weder für 2018 noch 2019 Daten geliefert. Insofern sind Vergleiche von Jahr zu Jahr schwierig.

"Der Elfenbeinhandel ist fest in der Hand global organisierter krimineller Netzwerke", sagte Daniela Freyer von Tierschutzorganisation Pro Wildlife. "Noch immer kommt die große Mehrheit der Täter ohne Strafverfolgung davon." Nach Schätzungen fielen jedes Jahr bis zu 30.000 Elefanten Wilderern zum Opfer. "Nur etwa zehn Prozent des geschmuggelten Elfenbeins wird überhaupt entdeckt", sagte Freyer.

Die Corona-Krise hat verheerende Auswirkungen auf Tier- und Naturschutz. In mehr als der Hälfte der Schutzgebiete in Afrika hätten die Einsätze gegen Wilderer reduziert oder eingestellt werden müssen, hatte die IUCN vor Kurzem berichtet. Gründe sind unter anderem, dass Ländern das Geld durch den Wirtschaftseinbruch und das Ausbleiben der Touristen fehlt.

Im südlichen Afrika lauert neben der Wilderei und dem Verlust von Habitat eine weitere Bedrohung für Elefanten. Im weltberühmten Naturparadies Okawango-Delta in Botswana starben 2020 mehr als 300 Elefanten, vermutlich durch Infektionen mit Cyanobakterien, auch Blaualgen genannt. Auch in diesem Jahr wurden dort schon 39 Kadaver gefunden. Auch im Nachbarland Simbabwe starben im vergangenen Jahr mehr als 30 Elefanten an Infektionen.

Die IUCN ergänzt die seit 1964 geführte Rote Liste jedes Jahr mehrmals. Darauf stehen inzwischen mehr als 134.000 Tier- und Pflanzenarten, von denen fast 37.500 vom Aussterben bedroht sind.

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