Es kann und wird daher zu Ernteausfällen führen. Offen ist, wie viele Flächen davon betroffen sein werden und wie die Landwirte drauf reagieren. „Wir vermuten das dann viele Bauern sagen, wir werden was anders als Zuckerrüben anbauen“, ist der Geschäftsführer des Rübenbauernbundes für NÖ und Wien, Markus Schöberl, überzeugt.
Wenn viele Bauern wegen der Ernteausfälle auf andere Feldfrüchte umsteigen und die Anbauflächen deutlich unter 38.000 Hektar sinken, droht wegen zu geringer Auslastung die Schließung der Zuckerfabrik in Leopoldsdorf (Marchfeld). Auch wann dann noch die Zuckerfabrik in Tulln übrig bleibt, wird es in Österreich dann keine weitgehende Selbstversorgung mit dem süßen Stoff mehr geben.
Wie der Praxistest für den Rübenanbau ohne Neonicotinoide ausgeht traut sich Schöberl nicht vorherzusagen. „Wir haben von den 38.000 Hektar Anbaufläche etwa 15.000 Hektar im Befallsgebiet. Es werden keine 15.000 Hektar wegfallen“, hofft Schöberl. „Aber wenn es schlecht läuft kann es auch 8.000 oder 10.000 Hektar betreffen. Vielleicht sind es auch nur 3000 Hektar. Wir wissen es nicht. “
Die möglichen Konsequenzen sind ihm bekannt. „Wenn die Flächen deutlich sinken, dann werden wir um die Diskussion über Zuckerfabrik in Leopoldsdorf nicht herumkommen.“
Dass viele Bauern das Risiko eingehen heuer ohne Pflanzenschutzmittel zu arbeiten ist eine Folge des hohen Zuckerpreises. In den vergangenen zwölf Monaten ist der Zuckerpreis um 20 Prozent gestiegen. Verglichen mit dem April 2020 beträgt der Preisanstieg sogar 140 Prozent.
Ob sich der Rübenanbau tatsächlich rentiert, wissen die Rübenbauern in wenigen Wochen. „Im Lauf des Mai wird man dann wissen, wie massiv der Befall tatsächlich ist“ blickt Schöberl in die Zukunft. „Wenn die Agrarmarkt Austria im Juni ihre Statistik über die Anbauflächen veröffentlicht wissen wir es ganz genau.“
Die Rübenbauern haben Hoffnung. Wenn in den kommenden Wochen die Temperaturen steigen und die Rübe flott wächst, ist der Käfer im Verzug. Befällt er die Pflanze, wenn sie schon groß ist, dann richtet er zwar Schaden an, aber die Rübe kann überleben.
Statt den Neonicotinoiden kann man lediglich Peromonfallen aufstellen. Das sind kleine Kübel mit Lockstoffen für die Insekten. „Das ist sehr aufwendig“, weiß Schöberl. „Alle 15 Meter muss ich einen solchen Kübel vergraben. Das sind mindestens 15 Kübel pro Hektar“. Außerdem müsse man immer wieder nachschauen, ob Käfer im Kübel sind. Bund und Land fördern das Aufstellen der Fallen mit 150 Euro pro Hektar.
Die Biorübe hat sich nicht durchgesetzt. Die aktuelle Anbaufläche in Österreich beträgt lediglich 850 Hektar. Die Nachfrage nach Biozucker hält sich in Grenzen.
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