Nach einer jahrelangen Nullzinspolitik steigen seit vergangenen Sommer wieder die Zinsen. Aktuell sind es 3,5 Prozent. Doch beim Bausparen liegt die staatliche Prämie nach wie vor an der gesetzlichen Unterkante von 1,5 Prozent (bis zu 4,0 Prozent sind möglich).
Susanne Riess-Hahn, Chefin der Wüstenrot Bausparkasse, spricht sich in der Sendung "Business Gespräch" auf KURIERTV für eine Erhöhung aus. "Die Prämie ist jetzt seit vielen Jahren nicht angehoben worden. Wir sehen aber, dass Sparen und Vorsorgen ein ganz wichtiges Thema ist. Und es würde sich verdienen, dass man es auch noch mehr unterstützt. Mit einer höheren Prämie."
Aktuell wird wie in den vergangenen Jahren beim Bausparen eine Einzahlung von höchstens 1.200 Euro im Jahr gefördert. Die maximale staatliche Prämie, die man daher erhalten kann, beträgt somit weiterhin 18 Euro.
So schnell wird sich Riess-Hahns Wunsch jedoch nicht erfüllen. Denn eine neue Prämie wird jährlich nur einmal vom Finanzministerium festgelegt – im Spätherbst mit Wirkung im Jänner des Folgejahres.
Die Förderbasis wurde letztmalig überhaupt 2009 von damals 1.000 auf 1.200 Euro angehoben. Immerhin: Auf die Prämie fällt keine Kapitalertragssteuer an.
Auch die Darlehenssumme wurde seit Jahren nicht mehr nach oben hin angepasst. Riess-Hahn wünscht sich daher eine Anhebung der geltenden Obergrenze von 240.000 Euro pro Person auf 350.000 Euro. "Die Immobilienpreise sind gestiegen, also brauchen die Menschen auch entsprechend größere Darlehen." Mit dem Finanzminister gebe es bereits Gespräche dazu, dieser zeige großes Verständnis für den Wunsch.
Mit den Mitteln werde nicht nur neu gebaut; ein großes Thema seien derzeit Renovierungen. "Momentan sind Sanierungen, Photovoltaikanlagen und alles, was dazu dient, Energie zu sparen bei einem Baubestand, der doch teilweise relativ älter ist in dem Land, ein ganz großes Thema", sagt Riess-Hahn.
Business Gespräch: Susanne Riess-Hahn
Es gebe viele Gebäude, die eine gute Basis haben, aber die ökologisch nicht ausgerichtet seien auf die heutige Zeit. Und diese zu sanieren, hätte man auch schon längst in vielen Fällen machen können. "Aber der Druck dazu ist erst jetzt durch die gestiegenen Energiepreise da“, sagt Ries-Hahn. "Und wir können ja nicht das ganze Land zubauen. Wir haben ohnehin schon eine sehr hohe Zersiedelung."
Die aktuellen Debatten über das Mietrecht sieht sie „pragmatisch“. Mietpreisbremsen hätten noch nie funktioniert. "Das ist keine Glaubensfrage oder ideologische Frage. Das ist einfach Fakt.“ Man brauche nur nach Berlin oder Spanien schauen. "Das Wohnungsangebot ist dort total dramatisch eingebrochen. Die, die es am meisten gebraucht hätten mit den kleineren Einkommen, konnten sich gar nichts mehr leisten. Es funktioniert schlicht und einfach nicht. Sie sind wie viele Dinge, die in der Theorie gut aussehen."
Riess-Hahn sei generell gegen Gießkannen-, sondern für gezielte Förderung. "Man muss Menschen in finanziell und sozial schwierigen Situationen unterstützen. Dafür haben wir in Österreich auch entsprechende Möglichkeiten mit Sozialwohnungen und ähnlichem." Die vollumfängliche Anhebung der Richtwertmieten in diesem sozialen Bereich, etwa in Wien, stellt sie infrage.
Einem Freibetrag bei der Grunderwerbssteuer, wie von der ÖVP gewünscht, kann die Wüstenrot-Chefin etwas abgewinnen
Neuer Freibetrag
„Weil das ist ohnehin eine riesige Investition, dann kommen noch Einrichtung und andere Dinge dazu sowie die Grunderwerbsteuer und die Grundbuchgebühr.“ Bei einem Darlehen von 300.000 Euro zum Beispiel würde das eine Ersparnis von 13.000 bis 14.000 Euro bringen. "Das ist schon sehr viel."
Bei Wüstenrot betrug die Finanzierungsleistung im Vorjahr knapp 1,2 Milliarden Euro. "Das zeigt, dass Eigentum und Wohnen wieder ganz wichtig geworden sind“, sagt Riess-Hahn. "Die Leute müssen sich bewusst sein: Miete ist immer teurer. Und Mieten wird sehr viel teurer und ist sehr viel unberechenbarer, als wenn man ins Eigenheim investiert."
Gerade im Alter gebe ein abbezahltes Eigenheim Sicherheit und die Garantie, dass man in guten Verhältnissen leben könne. Eine eigene Immobilie sei nach wie vor das Hauptmotiv fürs Bausparen. "Es war oft totgesagt, aber wie man sieht, Totgesagte leben oft länger."
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