Deutlich besser sieht es bei den Aufsichtsräten bei den Top-200-Unternehmen aus. Per Jänner 2021 waren 23,5 Prozent der Aufsichtsratspositionen weiblich besetzt. Den Zielwert des Quotengesetzes hat allerdings nicht einmal ein Drittel der Unternehmen geschafft.
In der Industriellenvereinigung (IV) sei man sich des Themas bewusst, erklärt Sabine Herlitschka, Vorstandsvorsitzende bei Infineon Austria und IV-Vizepräsidentin, gegenüber dem KURIER. Ein Schlüssel zu mehr Frauen in Führungspositionen kann die erwähnte Frauenquote sein. Wie sie dazu steht? „Ich halte eine Quote nicht für wahnsinnig elegant.“ Allerdings sei sie bisher das wirksamste Instrument. In Aufsichtsräten mache sie jedenfalls Sinn, sagt Herlitschka. „Das Muster ist immer das gleiche: Zuerst heißt es immer, man findet keine Frauen. Kaum gibt es eine Quote, sind auf einmal die guten Frauen da.“
Die IV setze eine Reihe von Initiativen zur Frauenförderung, etwa das Führungskräfteprogramm „Zukunft.Frauen“ mit Wirtschaftskammer und Wirtschaftsministerium.
Dennoch ist der Frauenanteil auch in der IV noch ausbaufähig. Herlitschka ist zwar seit dem Vorjahr IV-Vizepräsidentin, aber auch gleichzeitig die einzige Frau im Bundespräsidium. Auch an der Spitze der neun Länderorganisationen sind nur Männer zu finden.
Herlitschka dazu: „Wir haben erstmals eine Vize-Generalsekretärin, 40 Prozent der IV-Ausschüsse werden mittlerweile von Unternehmerinnen bzw. Managerinnen geleitet.“ In den Bundesländern gebe es acht Vizepräsidentinnen sowie vier Geschäftsführerinnen. Und: „In den IV-Landespräsidien konnten wir den Frauenanteil in den letzten fünf Jahren von 4,8 Prozent auf nunmehr 23 Prozent anheben.“
Ähnlich wie Herlitschka sieht das Monika Kircher, Vorsitzende des IV-Frauennetzwerks und Herlitschkas Vorgängerin bei Infineon.
Erste Erfolge
„Unsere Bemühungen tragen Früchte“, sagt sie angesichts der steigenden Zahl an Frauen in den Aufsichtsräten und dem – wenn auch auf niedrigem Niveau – wachsenden Anteil an Absolventinnen technischer Studien. „Es wäre aber wünschenswert, wenn wir 2021 weiter wären.“
Kircher ist ebenfalls für eine Quote in Aufsichtsräten. Für Vorstände jedoch nicht. „Hier sollte es Programme und Ziele der Unternehmen geben, die berichtspflichtig sind.“
Eine Quote wäre hier weder leicht umzusetzen noch zielführend. „Wenn es in der zweiten, dritten Managementebene keine Diversität gibt, wird eine Quote im Vorstand die Unternehmenskultur nicht wirklich verändern.“ Kircher ist sicher, dass der Druck von Kunden und Investoren auf Unternehmen, mehr für Diversität zu tun, steigt.
Eine der jungen Frauen in der Industrie ist Christina Glocknitzer. Sie ist Mitglied der Geschäftsführung der Seal Maker GmbH mit Sitz im Burgenland und Co-Vorsitzende der Jungen Industrie NÖ/Burgenland. Anders als Herlitschka und Kircher ist sie gegen eine Quotenregelung. „Ich bin der Meinung, dann muss sich jede Frau fragen, ob sie die Position nur deswegen bekommen hat.“
Der Ausbau der Kinderbetreuungsplätze hingegen sei „wahnsinnig wichtig“, gerade im ländlichen Bereich. Hier sieht sie die Politik gefordert. Sie will jungen Frauen auch durch ihr Engagement in der Jungen Industrie zeigen, dass es „ok ist, etwas erreichen zu wollen“.
Kinder würden das nicht ausschließen. „Ich glaube, man kann das verbinden.“ Generell will sie gerne den technischen Schwerpunkt in Schulen, Kindergärten und den Köpfen der Menschen stärker verankern.
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