Was passiert, wenn Frauen sich wie ihre Kollegen verhalten
Eigentlich war Sarah Cooper nicht zum Lachen. Der ehemaligen Managerin, die einst bei Google gearbeitet hat, ist schon früh klar geworden: Wenn Männer und Frauen das Gleiche tun, ist es noch lange nicht das Gleiche: Eine Frau, die als Chefin klare Ansagen macht, wirkt auf ihre Kollegen und Kolleginnen schnell einmal hart und aggressiv. Ein Mann ist hingegen der „Macher“.
„Es gibt so viele Regeln und Erwartungen, die auf uns Frauen lasten, von denen sich viele widersprechen“, ärgerte sich Cooper und beschloss irgendwann, dass Humor ein guter Weg wäre, dies aufzuzeigen. Wer es mit Schmäh versucht, tut Männern ja nicht so weh.
Und so entstand der bissig-satirische Ratgeber, der kurz vor dem Frauentag am 8. März auf Deutsch erschienen ist. Titel: „Wie du erfolgreich wirst, ohne die Gefühle von Männern zu verletzen.“ Dargestellt werden Situationen, die jede aus dem Arbeitsalltag kennt. Beispiel gefällig? „Menschen auf Fehler aufmerksam zu machen, ist immer riskant; also ist es wichtig, dich zu entschuldigen, dass du den Fehler überhaupt bemerkt hast, und zu betonen, dass du dir gar nicht sicher bist, ob es wirklich ein Fehler ist. Deine Kollegen werden deine unsichere Art zu schätzen wissen.“ Soll man jetzt lachen oder weinen?
Dass Frauen und Männer unterschiedlich wahrgenommen werden, stellt auch Susanne Hochreiter fest, Gleichstellungsbeauftragte der Uni Wien: „Frauen gelten entweder als kompetent oder weiblich“. Das zeigt sich schon bei der Kleidung, wie das die Soziologin Eva Flicker treffend formuliert: „Für Männer gibt es den Anzug. Er ist der Standard-Dresscode, der für Seriosität, Kompetenz und Vertrauen steht. Für Frauen gibt es nichts Äquivalentes.“ Ein Kostüm oder Hosenanzug für Frauen ist fast immer tailliert.
Kein Wunder: Selbst kompetente Frauen werden vor allem über ihren Körper wahrgenommen. Wie sehr, das wurde Hochreiter bewusst, als sie in einem Restaurant das Gespräch einer Männerrunde mitbekam: „Die diskutierten über eine neue Kollegin. Das einzige Thema war, wie sexuell attraktiv sie ist – ein Mittel der Machtausübung.“
Zum Glück werde ein solches Verhalten aber nicht mehr in jedem Unternehmen geduldet: „Da hängt sehr viel vom Führungsstil und Bewusstsein in den Chefetagen ab“, weiß Hochreiter. Dabei passiere die Abwertung von Frauen nicht nur durch Männer. „Frauen sind gegenüber ihren Geschlechtsgenossinnen mindestens genau so kritisch. Auch sie haben bestimmte Bilder im Kopf“, sagt Hochreiter. Frauen müssten sich ebenso von Klischees und Verhaltensweisen befreien. Da ist sie durchaus selbstkritisch: „Wie oft habe ich es zum Beispiel schon zugelassen, dass mich Männer vollquatschen“, sagt sie schmunzelnd. Ute Brühl
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