WKÖ will bundesweit Schanigärten im Winter
Gerade die Stadthotellerie hat die Corona-Pandemie besonders gezeichnet. Eine Auslastung von rund 25 Prozent für den Juli ist die traurige Zwischenbilanz allein für Wien, bisher haben überhaupt nur rund 50 bis 60 Prozent der Hotels geöffnet. "Zurzeit ist die Stadthotellerie nicht vernünftig führbar", bringt Wirtschaftskammer-Österreich-Präsident Harald Mahrer die Situation auf den Punkt.
Der Winter wird diese Situation nur verstärken – immerhin fehlen Kongresse und andere Großveranstaltungen, manche wie Christkindlmärkte hängen in der Schwebe. Und auch in anderen Bereichen zittert der Tourismus, Stichwort Skifahren und Après-Ski.
Die Wirtschaftskammer will daher in zwei Wochen ein Maßnahmenpaket präsentieren, in dem sowohl für den Wintersport- als auch Winter-Stadttourismus klare Handlungsempfehlungen für die Spitzenpolitik enthalten sein sollen. Für die Stadthotellerie wurde sogar eine eigene "Task Force" aus Experten zusammengestellt.
Gegen Alkoholverbot
Einige Details zum Konzept hat Mahrer jetzt vorab verraten. So sollen etwa die Schanigärten auch über den Winter geöffnet haben können – einfach weil im Freien die Ansteckungsgefahr mit Corona viel geringer ist. Eine Schließung im diesjährigen Winter wäre "total widersinnig". Gegenargumente wie die Schneeräumung nennt er "hanebüchen". Und: "Wenn man in Kopenhagen den Schnee wegräumen kann, dann werden wir das in Wien auch schaffen."
Auch Klimabedenken wegen der benötigten Heizstrahler lässt er nicht gelten. Hier müsse man Klima- und wirtschaftliche Interessen abwägen – es gehe um Tausende Jobs. Bisher dürfen Schanigärten nur in Ausnahmefällen im Winter offen halten (in Wien etwa für Schanigärten bis zwölf Quadratmeter möglich), grundsätzlich läuft die Schanigarten-Saison von März bis November.
Auch für das Thema Christkindlmärkte gibt es konkrete Vorschläge. Dass man dort Masken trägt „kann ich mir durchaus vorstellen“, so Mahrer – ein generelles Alkoholverbot dagegen nicht.
Auch Vorschläge werden zum Thema Wintersporttourismus und Weihnachtsfeiern im Konzept enthalten sein – dazu gab es von Mahrer aber noch keine Details. Ein Schlüssel zum Tourismus-Glück sei ohnehin weiter "testen, testen, testen."
International will man sich im Städtetourismus zwar mit anderen Hauptstädten nicht absprechen, was Konzepte und Vorgehensweisen angeht – was den Winter-Sporttourismus angeht aber sehr wohl. "Ein einheitliches Vorgehen wäre wünschenswert", so Mahrer. Überhaupt wäre beim Thema Reisen eine "einheitliche europäische Vorgehensweise" gefordert – alles andere sei nicht gut für die Planbarkeit.
"Das ist nicht nur für den Tourismus wichtig, sondern auch für die gesamte Exportwirtschaft." Er sei jedenfalls zuversichtlich, dass die Bundesregierung "unseren Vorschlägen Folge leisten wird."
Nur mit klaren Regeln könne ein Tourismuspaket für den Winter auch international vermarktet werden. Fokus der Anstrengungen soll dann auf den österreichischen Nachbarländern und den Niederlanden liegen. "Wir haben den Vorteil, dass wir einen großen Markt vor der Haustüre haben", betont Susanne Kraus-Winkler, Obfrau des Fachverbands Hotellerie in der Wirtschaftskammer. "Wir müssen nur unsere Hausaufgaben machen" – und hoffen, dass auch die Herkunftsländer ihre Fallzahlen in Griff behalten.
Normalität erst 2023
In finanzieller Hinsicht seien übrigens die Verlängerung der Kurzarbeit und der Fixkostenzuschuss wichtig gewesen. Ob es weitere Unterstützung benötige, werde man sich in den kommenden Monaten ansehen.
Apropos: Wie viele Hotels durch die Corona-Pandemie in Städten in die Pleite rutschen werden, können Mahrer und Kraus-Winkler nicht abschätzen. Klar sei, dass der Verschuldungsgrad der Hotels steige. Was die Stadthotellerie angeht, rechnen beide "frühestens 2023, eher 2024" mit einem Auslastungsniveau wie 2019.
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