Mahrer: „Brauchen mehr Arbeitskräfte aus Nicht-EU-Länder“

Mahrer: „Brauchen mehr Arbeitskräfte aus Nicht-EU-Länder“
WKÖ-Präsident Harald Mahrer will mehr Fachkräfte in Serbien und Montenegro anwerben und sie mit einem Schnellverfahren für den Arbeitsmarkt zulassen

Bereits seit mehreren Jahren kämpfen Tourismusbetriebe hierzulande mit dem Fachkräftemangel – und dieser verschärft sich weiter. Vor allem der Nachwuchs in der Branche ist rückläufig. So hat sich die Zahl der Lehrlinge in 15 Jahren halbiert. Im Vorjahr gab es 7.189 Lehrlinge im Gastgewerbe, 2008 waren es noch 14.755.

Laut Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer liegt die Ursache für den Rückgang aber nicht primär daran, dass die Branche von jungen Menschen als unattraktiv wahrgenommen werde. Viele Unternehmen in der Tourismus- und Gastronomiebranche würden gerne Lehrlinge ausbilden, hätten aber aufgrund des hohen Zeitaufwands für bürokratische Tätigkeiten nicht die personellen Ressourcen dafür. Der WKÖ-Präsident setzt sich daher gemeinsam mit den Branchenvertretern für eine Verminderung der Bürokratie für Betriebe im Gastgewerbe ein.

Mehr Anreize für Mehrarbeit

Im Tourismus, wo viele Angestellte nur in Teilzeit arbeiten, brauche es außerdem Anreize für Mehrarbeit, wie etwa steuerfreie Überstunden, einen Vollzeitbonus oder steuerfreien Zuverdienst für Angestellte, die bereits Pension beziehen, wie Mahrer fordert.

Gleichzeitig ginge es aber mittlerweile nicht mehr ohne Personal aus dem Ausland – und zwar aus Ländern außerhalb der Europäischen Union (EU), wie Mahrer betont. Dass etwa FPÖ-Chef Herbert Kickl den Mangel nur mit Arbeitskräften aus der EU bekämpfen möchte, nennt Mahrer eine „Abschottungsfantasie“. Die anderen EU-Staaten hätten dieselben demografischen Probleme wie Österreich und würden ebenfalls Mitarbeiter suchen. „Solche Äußerungen sind für ein gastfreundliches Land wie Österreich und für den heimischen Tourismus das reine Gift“, sagt Mahrer zum KURIER.

Suche am Westbalkan

Der WKÖ-Präsident steht dafür ein, Arbeitskräfte vom Westbalkan wie etwa aus Serbien oder Montenegro anzuwerben und sie mit einem schnellen Zulassungsverfahren nach deutschem Vorbild unkompliziert in den österreichischen Arbeitsmarkt eintreten zu lassen.

Viele derer, die in Deutschland im Gastgewerbe arbeiten und im Zwei-Wochen-Takt ins Heimatland pendeln, würden sowieso lieber in Österreich arbeiten, sagt Mahrer. Auch das sprachliche Problem sei zu vernachlässigen, da viele Menschen am Westbalkan aus historischen Gründen Berührungspunkte mit der deutschen Sprache hätten.

Neben dem Arbeitskräftemangel belasten auch die gestiegenen Energie-, Rohstoff- und Personalkosten die Unternehmer im Gastgewerbe, die deswegen auch die Preise anheben. „Sie können diese Kostensteigerungen zwar jetzt noch weitergeben, aber im internationalen Vergleich kommt man da bald an die Grenze. Denn der Gast vergleicht natürlich die Preise“, sagt Mahrer.

Aufgrund dieser finanziellen Belastungen sind weitere Forderungen an die nächste Regierung die Senkung der Lohnnebenkosten, die sich 91 Prozent der Unternehmer wünschen und eine Senkung der Mehrwertsteuer, was 87 Prozent in der Branche unterstützen.

Wirtschaftsfaktor

Mahrer betont, wie wichtig der Tourismus für die österreichische Wirtschaft ist: Laut Wifo-Schätzung anhand von Daten der Statistik Austria waren im Vorjahr fast 17 Prozent aller Arbeitsplätze hierzulande vom Tourismus und der Freizeitwirtschaft abhängig.

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