Mahrer gegen Arbeitszeitverkürzung

Harald Mahrer, Präsident der Wirtschaftskammer.
Der Präsident der Wirtschaftskammer lehnt das Modell der Gewerkschaft GPA ab.

WKÖ-Präsident Harald Mahrer (ÖVP) will sich in den Verhandlungen zu einem neuen Corona-Kurzarbeitsmodell nicht auf eine Debatte über eine generelle Verkürzung der Arbeitszeit auf 35 Stunden einlassen. "Ich spreche mich dezidiert und klar gegen jegliche Form der Arbeitszeitverkürzung aus." Die Gewerkschaft GPA forderte indes in gewissen Fällen eine geförderte Arbeitszeitverkürzung.

"Wir verhandeln sozialpartnerschaftlich ein Kurzarbeitsmodell, nicht aber ein Arbeitszeit-Verkürzungsmodell", sagte Mahrer. Das neue Modell müsse in den Herbst und Winter hinein weiterreichen und müsse "unbürokratischer, fairer und einfacher als jetzt" werden, so der Präsident der Wirtschaftskammer (WKÖ) am Dienstag am Rande einer Pressekonferenz in Wien. Es solle nur bezahlt werden müssen, was auch tatsächlich gearbeitet werde.

"Es ist nicht die Zeit, um über eine Arbeitszeitverkürzung nachzudenken. Es braucht ein rundes Paket mit Qualifikationsmaßnahmen, mehr Mobilität am Arbeitsmarkt und grundsätzlich müssen möglichst Viele aus der Kurzarbeit und der Arbeitslosigkeit in die Vollbeschäftigung kommen", so Mahrer.

Die Prognosen zeigten, dass die Produktion im dritten und im vierten Quartal aber auch darüber hinaus im Winter zum Teil schwach werden könnte, etwa im Anlagenbau, wo große Projekte abgearbeitet werden und es danach womöglich an neuen fehle. "Es wird wohl einen Rückgang geben."

Vorschlag der Gewerkschaft

Die GPA-djp stellte zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit hingegen das "Modell 90 für 80" vor. Dabei soll die Arbeitszeit auf 80 Prozent reduziert werden. Das Gehalt reduziert sich allerdings nur auf 90 Prozent. Die Differenz soll vier Jahre lang das AMS tragen, um den Einstieg in die Arbeitszeitverkürzung zu attraktivieren. Voraussetzung sei, dass für die freiwerdende Zeit eine neue Arbeitskraft aufgenommen wird. Das Modell soll freiwillig sein, die betreffenden Arbeitnehmer sollen zustimmen müssen, so die Gewerkschaft am Dienstag in einer Aussendung.

"Das Modell '90 für 80' macht es möglich, dass vier Beschäftigte auf eine Vier-Tage-Woche umstellen und für die freiwerdende Zeit eine zuvor arbeitslose Person angestellt wird. Das kommt dem Wunsch vieler Beschäftigter nach kürzeren Arbeitszeiten nach und bekämpft die Arbeitslosigkeit", so GPA-djp-Chefin Barbara Teiber. Auch Arbeitgeber profitierten von diesem Modell. "Zahlreiche Studien zeigen, dass kürzere Arbeitszeiten die Produktivität steigern", so Teiber.

Das Modell "90 für 80" ist eine Weiterentwicklung des bereits bestehenden Solidaritätsprämienmodells. Es dient zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. Parallel setzt sich die GPA-djp weiterhin für ein weiteres Kurzarbeitsmodell ein, das in Unternehmen, die von der Krise hart getroffen wurden, Beschäftigung sichert. Dieses dürfe zu keinen Verschlechterungen für Arbeitnehmer im Vergleich zum jetzigen Modell führen.

Zu den Arbeitsstiftungen, die zuletzt Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) aufs Tapet brachte, sagte Mahrer, dass die Regierung wohl von einer Speisung aus Arbietsmarktmitteln andenke. Es gehe um "ein Gefäß für neue Instrumente" für den Arbeitsmarkt und Arbeitnehmer. In einem Fonds könnte Geld dotiert werden, um neue Instrumente zu implementieren oder bisherige weiterzuentwickeln. "Wegen der speziellen Situation sind auch neue Instrumente auszuprobieren."

Solche Spezialinstrumente könnten etwa einer Neuqualifizierung und der Weiterbildung von Arbeitnehmern dienen. Das könnte etwa eine "Corona-Bildungskarenz" sein, dachte Mahrer vor Journalisten an. "Die Möglichkeiten sind sehr bunt; vielleicht sind Zuzahlungen möglich, wenn sich jemand verändert oder Anreize dafür, dass jemand in eine andere Region geht." Es stehe aber noch alles in Diskussion, vieles sei noch offen.

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