Leistbare E-Autos rollen an

Spitzenmanager auf der Alm (v. li.): Seele (OMV), Anzengruber (Verbund), Kreisel, Wohlfahrter (Metro)
Wirtschaftsgespräche Alpbach: Wer vom Trend zur E-Mobilität profitiert und wer verliert.

Der Diesel-Skandal scheint der E-Mobilität nun "Flügel" zu verleihen. 2019 werde es das erste E-Auto um nur 23.000 Euro geben, verriet Markus Kreisel, Geschäftsführer von Kreisel Electric, bei den Alpbacher Wirtschaftsgesprächen. Dieses Auto werde 350 "ehrliche" Kilometer Reichweite haben (also abzüglich Kühlung oder Heizung). Die Marke des Produzenten gab Kreisel nicht preis. Seine erst 2014 gegründete Firma arbeitet mittlerweile mit allen deutschen Autobauern außer Opel zusammen und hat ein atemberaubendes Wachstum hingelegt.

Der Oberösterreicher entwickelte mit seinen beiden Brüdern leistungsfähigere Batterien und beschäftigt mittlerweile 90 Mitarbeiter, Tendenz stark steigend. Während andere Firmen händeringend Programmierer suchen, ist das für Kreisel kein Problem. Man reißt sich um den "coolen" Arbeitgeber, der komplett öko ist und auch den Dach-Pool mit der Abwärme der Firmen-Computer heizt. Er bekomme zehn Initiativbewerbungen am Tag, so Kreisel. "2030 haben wir hundertprozentige E-Mobilität", glaubt er. Derzeit sind nur knapp zwei Prozent der heimischen Autos elektrisch betrieben.

Ein Drittel mehr Öko-Strom möglich

Aber was würde passieren, wenn wirklich plötzlich alle österreichischen Autofahrer auf ein E-Mobil umsteigen? Dem Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber treibt das keinen Angstschweiß auf die Stirn: Der Stromverbrauch würde dadurch nur um 13 Prozent wachsen. Aber das Wachstumspotenzial bei erneuerbaren Energien betrage bis 2030 runde 30 Prozent. Elektroautos würden sogar das Strom-Speicherproblem verringern helfen: Jedes dieser Autos sei quasi ein dezentraler Speicher.

Erstaunlich entspannt betrachtet auch Rainer Seele die Entwicklung, obwohl sein Konzern, die OMV, für fossile Brennstoffe steht. Er kooperiert mit dem Verbund beim Aufbau von Infrastruktur für die E-Mobilität. Die Nachfrage nach Benzin und Diesel werde kurzfristig noch weiter steigen , langfristig habe Erdgas eine leuchtende Zukunft. Irgendwoher müsse der Strom aus der Steckdose ja kommen. Die E-Mobilität wäre nämlich gescheitert, wenn man dafür die Braunkohlekraftwerke in Polen brauche. Noch sei der ökologische Fußabdruck der Batterie-Fahrzeuge nicht besser als jener der konventionell betriebenen, gaben alle am Podium zu.

Neue Geschäftsfelder

Wenn die Zahl der E-Autos wie erwartet steigt, eröffnet sich für die OMV ein neues Geschäftsfeld, weil das E-Tanken derzeit noch 20 Minuten dauert. "Sie können sicher sein, dass wir Sie in Zukunft mit dem besten Kaffee an den Tankstellen verwöhnen werden", lachte Seele. Viele würden aber vor allem daheim und in der Firma tanken, warf der Verbund-Chef ein. Und er kritisierte auch gleich die grüne Wiener Verkehrspolitik, die E-Tankstellen auf öffentlichem Grund nicht erlaubt habe. Daher gebe es noch einen Mangel.

Und was bedeutet die E-Mobilität für die von Autounternehmen abhängige europäische Industrie? 800.000 Arbeitsplätze könnten verloren gehen, schätzt Kreisel. Doch 1,1 Millionen neue Jobs würden – auch dank Digitalisierung – entstehen. Veranstalter Metro sieht sich selbst übrigens als Innovationstreiber: Seit dem Frühjahr stellt Metro seine Produkte für die Kunden mit Elektroautos zu, erzählte Chef Arno Wohlfahrter. Gemeinsam mit der Firma MAN arbeitet man an E-Trucks für den Einsatz im Großraum Wien.

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