Wirtschaftsexperten: "Müssen jetzt die sozialen Netze ausbauen"

Wie man die Folgen der Inflation am besten abfedern sollte und was der Mindestlohn bringen könnte.

Spätestens wenn es an der Supermarktkassa ans Bezahlen geht, wird vielen Österreicherinnen und Österreichern bewusst: Alles wird teurer. Kein Wunder: Die Inflation ist auf auf satte acht Prozent gestiegen – das ist so hoch wie seit 1975 nicht mehr. Eine schnelle Entspannung ist nicht in Sicht. 

Was kann und soll die Politik jetzt tun, um die Folgen dieser Teuerung abzufedern? Darüber diskutierten in der ZIB 2 des ORF die Direktorin des liberalen Wirtschaftsforschungsinstituts ECO Austria, Monika Köppl-Turyna, und der Chef-Ökonom der Arbeiterkammer, Markus Marterbauer. 

Ökonomen einig

Erstaunlich: Beide waren sich darin einig, dass man die sozialen Netze ausbauen muss, um Härten abzufedern - also dass man etwa die Sozialhilfe oder die Notstandshilfe an die Inflation anpasst, damit die Menschen nicht in die Armut abrutschen. „Hauptbetroffene der Krise sind die 1,3 Millionen Menschen in Österreich, die zu dem unteren Einkommensdrittel gehören. Ihnen droht ein massiver Wohlstandsverlust – sie sind oft nur 200 Euro von der  Armutsgrenze entfernt“, warnt Marterbauer.

Kalte Progression

Nicht einig waren sich die beiden, inwieweit die Abschaffung der kalten Progression sich darauf auswirkt, was sich die Österreicherinnen und Österreicher in Zukunft noch leisten können. Köppl-Turyna meinte, dass von dieser Steuererleichterung vor allem die unteren Einkommensschichten profitieren würden. Diese Maßnahme würde zudem den Faktor Arbeit entlasten, ohne dass die Arbeitgeber die Löhne zu sehr erhöhen müssten.

Ergebnis: Die Arbeitnehmer hätten mehr in der Tasche, ohne dass die Lohnkosten steigen, die wiederum Inflationstreiber wären.
Hierauf entgegnete der AK-Ökonom, „dass die Abschaffung der kalten Progression  bei den unteren Einkommensschichten nur 20 bis 30 Euro im Monat ausmachen würde. Das ist zu wenig“, kritisiert er. Weitaus sinnvoller wäre es, den Mindestlohn auf 1700 Euro im Monat anzuheben, wie Deutschland das jetzt mache: „Und was die Deutschen schaffen, schaffen wir auch“ gibt er zu bedenken.

Kritisch sehen beide Ökonomen den Vorschlag, Energiepreise zu deckeln

Diesen Mindestlohn sieht Köppl-Turyna  allerdings kritisch: „Diese höheren Löhne müssten als Kosten an den Konsumenten weitergegeben werden - das heizt die Inflation weiter an.“
Kritisch sehen beide Ökonomen den Vorschlag, Energiepreise zu deckeln – und hier vor allem das Benzin. Während sich Marterbauer allerdings vorstellen kann, den Gaspreis für Stromproduzenten zu deckeln, kritisiert Köppl-Turyna  so ein Vorhaben: „Das wäre aus ökologischer Sicht wenig sinnvoll.“

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