Teuerungswelle: Werden die Konsumenten abgezockt?
Die Teuerungswelle nimmt kein Ende. In Europa (siehe Bericht rechts) und in Österreich. Laut Statistik Austria stieg die Inflationsrate im Mai auf acht Prozent. Das ist der höchste Wert seit September 1975, erklärte Statistik-Austria-Chef Tobias Thomas. Im April betrug sie noch 7,2 Prozent. Haupttreiber blieben Energie und Treibstoffe.
Die Kostenexplosion sei vor allem von einkommensschwächeren Haushalten schwerer zu bewältigen. Diese müssen einen wesentlich größeren Teil ihres Einkommens fürs tägliche Leben ausgeben als Besserverdiener.
Doch sind alle Teuerungen tatsächlich nur auf höhere Rohstoff- und Energiekosten zurückführen? Die Arbeiterkammer hat da so ihre Zweifel. „Wir haben uns die Lebensmittelpreise in den Supermärkten angeschaut. So ist ein Liter Coca Cola um 23,5 Prozent teurer geworden, ein Kilo Butter sogar um 75,5 Prozent, Tiefkühl-Pommes Frittes um 81 Prozent und das Mehl um 126 Prozent“ sagt Gabriele Zgubic, Leiterin der Konsumentenpolitik in der Arbeiterkammer Wien. „Wir sehen Preissteigerungen, die für uns nicht erklärlich sind und wir fragen uns, was steckt da dahinter?“
25,6 Prozent teurer
Geht es hier um Preissteigerungen, weil sich das Angebot verknappt hat, Strom und Gas teurer wurden, in der Ukraine-Krieg herrscht oder die Lieferketten blockiert sind? Oder gibt es hier Trittbrettfahrer, die ihre Preise im Schatten der Inflation erhöhen?
„Wir als Händler kaufen derzeit um 25,6 Prozent teurer im Großhandel ein, geben aber bei Weitem nicht alles weiter, weil wir uns es nicht leisten können, weil der Kunde keine Kaufkraft hat“, kontert Rainer Will vom Handelsverband. „Wir geben nicht einmal ein Viertel weiter. Das kann nicht so bleiben, denn wir brauchen gerade alle Lager auf.“
Trittbrettfahrer im Lebensmittelhandel seien weitgehend auszuschließen, sagt auch Josef Baumgartner, Inflationsexperte beim Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo). „Die Preise können nicht von den Herstellern alleine festgelegt werden.“ Diese müssten sich mit den großen Handelsketten einigen, und die hätten sicher keine Freude an steigenden Preisen. Rewe, Spar und Hofer würden gemeinsam 85 Prozent des Marktes beherrschen, dagegen könne kaum ein Hersteller ankommen.
Gunst der Stunde
Keiner möchte bei einer großen Handelskette ausgelistet werden, meint Baumgartner. Er will zwar nicht ausschließen, dass manche Unternehmen die Gunst der Stunde nutzen und Übergewinne machen, doch ließe sich das nur feststellen, wenn man in die Unternehmen „hineinschauen“ und die Differenz zwischen Kosten und Gewinn feststellen könnte. Doch das lasse freilich kein Unternehmen zu. Laut der deutschen Zeitung Welt am Sonntag hat Coca Cola die Preise weltweit um sieben Prozent erhöht, die Gewinnspanne beträgt mittlerweile 32,5 Prozent. Aber auch Unilever und Pepsico verzeichnen global steigende Margen.
„Wenn manche Unternehmen wegen höherer Kosten ihre Preise erhöhen, so können andere natürlich nachziehen“, sagt Monika Köppl-Turyna, Direktorin des Wirtschaftsforschungsinstituts EcoAustria. Und das natürlich auch, wenn sie selbst gar keine Kostensteigerungen hätten. Das sei in einer Marktwirtschaft üblich. Auffallend seien laut Köppl-Turyna sogenannte Übergewinne derzeit bei Mineralölkonzernen. Die Preise von Benzin und Diesel an den Tankstellen seien stärker als der Ölpreis gestiegen, hier hätten sich die Margen vergrößert. Aber auch Stromkonzerne erzielen derzeit bekanntlich Übergewinne.
Außerdem profitiert die Autoindustrie von der Krise. Es gibt mehr potenzielle Käufer als lieferbare Fahrzeuge. Die Preise sind so hoch wie nie. Rabatte gibt es keine mehr. VW verkauft Hunderttausende Autos weniger, aber schreibt mehr Gewinn.
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