Neue ÖBAG-Chefin Edith Hlawati verdient bis zu 731.000 Euro

Edith Hlawati.
Die Wirtschaftsanwältin tritt die Nachfolge von Thomas Schmid an. Die Entscheidung im Aufsichtsrat war einstimmig.

Die Wirtschaftsanwältin Edith Hlawati ist heute, Freitag, zur Alleinvorständin der Staatsholding ÖBAG bestellt worden. Die Entscheidung in der heutigen Aufsichtsratssitzung sei einstimmig gefallen, hieß es von der Österreichische Beteiligungs AG zur APA. Hlawati folgt damit Thomas Schmid nach, der aufgrund von kompromittierender Chats vorzeitig von seinem Amt zurückgetreten ist.

Die neue ÖBAG-Chefin wird ein jährliches Grundgehalt von 585.000 Euro beziehen. Dazu kommt ein Bonus von maximal 25 Prozent, also bis zu 731.000 Euro. Damit verdient Hlawati besser als ihr Vorgänger Thomas Schmid, dessen Bezüge je nach Zulagen zwischen 400.000 und 600.000 Euro gelegen sind. Der Vertrag läuft ab 1. Februar 2022 und gilt für drei Jahre mit einer Option auf Verlängerung um zwei weitere Jahre.

Hlawati, die bereits als Favoritin kolportiert wurde (der KURIER berichtete), hat sich damit gegen die vier anderen Kandidaten auf der Short List durchgesetzt. Neben ihr war auch der Siemens-Österreich-CEO Wolfgang Hesoun (61) in der engeren Auswahl.  Insgesamt haben sich 123 Personen für die Position des ÖBAG-Vorstandes beworben. Davon waren nur elf Frauen.

"Ich freue mich, auf bewährten Strukturen aufzubauen und Kontinuität gewährleisten zu können. Ich bin der ÖBAG seit vielen Jahren beruflich sehr verbunden und kann meine Expertise rund um die Staatsholding nun auch operativ als unabhängiger Vorstand einbringen", so die designierte Chefin . Hlawati berät die ÖBAG schon lange und ist Vorsitzende des Aufsichtsrates bei der Post und der Telekom Austria. 

Die Juristin wird medial nähe zur ÖVP nachgesagt, wenn auch nicht so deutlich wie bei ihrem wegen kompromittierender Chats zurückgetretenen Vorgänger Thomas Schmid. Was Hlawati von Schmid jedenfalls unterscheidet ist, dass sie nicht nach jahrelangen Tätigkeiten in Politikerkabinetten bzw. direkt aus dem Generalsekretariat des ÖVP-Finanzministeriums in die ÖBAG einzieht. Sie ist Miteigentümerin und Chefin der Wiener Kanzlei Cerha Hempel. Als Tätigkeitsschwerpunkte nennt Hlawati, die in der Kanzlei Head of Department Banking & Corporate Finance ist, neben dieser Tätigkeit auch Kapitalmärkte, Corporate, Mergers & Acquisitions sowie Compliance & Investigations, wie es auf der Unternehmenshomepage heißt.

Der unterlegene Kandidat Hesoun kritisierte die Entscheidung des Aufsichtsrates. Es zeichne sich ab, "dass das Anforderungsprofil für diese Funktion nicht mehr mit Industrie- und Managementerfahrung im Zusammenhang steht", so Hesoun in einer Aussendung.

Derzeit führt noch Christine Catasta die Geschäfte der ÖBAG interimistisch. Die Staatsholding verwaltet die Staatsanteile an heimischen Börsenschwergewichten wie der OMV, Post und Telekom Austria

Opposition bemängelt Intransparenz

SPÖ-Vizeklubchef Jörg Leichtfried kritisierte die Entscheidung als "erneut eine von der ÖVP dirigierte und vorher abgemachte Bestellung", die dem Ansehen der ÖBAG schade. Eine objektive Bewertung sei offenbar nicht beabsichtigt gewesen, denn "der Aufsichtsrat hat genau eine Bewerberin aus 120 präsentiert bekommen“, so Leichtfried. Zudem verfüge Hlawati, wie schon Schmid, "über keine Erfahrung im Industriemanagement".

Christian Hafenecker, der freiheitliche Fraktionsführer im U-Ausschuss, bezeichnet die Bestellung Hlawatis als "abgekartetes Spiel". Man habe "einmal mehr ein Mitglied der 'türkisen Familie' zum Chef der Milliarden Holding gemacht“. Posten würden intransparent und "unabhängig von der jeweiligen Qualifikation" vergeben, so der FPÖ-Politiker.

Mangelnde Transparenz kritisierten auch die Neos. Es sei "absolut unverständlich, dass die Vorstandssuche erneut im stillen Kämmerlein abgelaufen" sei, so Generalsekretär Douglas Hoyos. Abseits der Bestellung Hlawatis fordern die Neos eine Doppelspitze für die ÖBAG. Ein Alleinvorstande widerspreche internationalen Standards sowie "allen Governance-Grundsätzen des Bundes", so Hoyos. Auch die SPÖ fordert für die Zukunft verpflichtende öffentliche Kandidatenhearings und eine Doppelspitze mit Vier-Augen-Prinzip.

Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) gratulierte Hlawati indessen zu der Wahl zur neuen ÖBAG-Chefin. Sie sei eine "ausgewiesene Kapitalmarktexpertin mit internationaler Erfahrung". "Ich bin überzeugt, dass diese breite und langjährige Erfahrung einen Mehrwert für die ÖBAG, die Beteiligungen der Republik und damit das Vermögen der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler bringt", so der Minister laut.

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