Nach dem ORF wird die Bestellung des neuen Chefs der Staatsholding ÖBAG die politisch brisanteste, wirtschaftlich bedeutendste und am kritischsten verfolgte Postenbesetzung des Landes. Das Desaster um die Installierung des abgehenden Alleinvorstands Thomas Schmid hat gezeigt, wie man es nicht macht.
Natürlich wird die Politik wieder mitreden. Die ÖBAG managt das Tafelsilber der Republik, die großen Unternehmensbeteiligungen. Die Anteile an OMV, Telekom, Post, Bundesimmobilien BIG, Verbund und Casinos sind derzeit an der Börse mit mehr als 27 Milliarden Euro bewertet. Formal hat ÖVP-Finanzminister Gernot Blümel die Rolle des Eigentümervertreters, aber die Richtung gibt Bundeskanzler Sebastian Kurz vor. Will die ÖBAG weitere Unternehmensanteile zukaufen, braucht es einen Regierungsbeschluss und somit auch die Grünen.
Bei Staatsunternehmen hat die Regierung die Letzt-Verantwortung. Sie hat auch die Verantwortung dafür, die besten Manager auszusuchen. Es mag ja sein, dass Schmid, wie die Aufsichtsräte beteuerten, tatsächlich der beste Kandidat war. Aber welcher ernst zu nehmende Manager bewirbt sich überhaupt, wenn schon vorher feststeht, wer der Favorit ist.
Eier legende Wollmilchsau
Der Headhunter ist jedenfalls schon beauftragt, der Amtsantritt des Neuen für Beginn 2022 geplant. Gesucht wird die Eier legende Wollmilchsau (Copyright Prof. Streissler). Der neue ÖBAG-Chef muss wissen, wie Politik in Österreich funktioniert und das Vertrauen von Kurz & Blümel haben. Er sollte aber nicht direkt aus der Politik kommen, muss viel Erfahrung als Manager haben, den Respekt der CEO-Alphatiere der Unternehmen, durchsetzungskräftig sein, aber verbindend und nicht konfrontativ und eher im letzten Karriere-Drittel stehen.
Selbstredend kursieren bereits Namen. Etwa Hans-Peter Weiss, seit 2011 Geschäftsführer der BIG. Sowie EVN-Chef Stefan Szyszkowitz, die ÖBAG-Direktorin und langjährige PwC-Chefin Christine Catasta, Ex-Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber und der aktuelle Verbund-Boss Michael Strugl, der beim Energiekonzern aber wesentlich mehr verdient als die 600.000 Euro, auf die ein ÖBAG-Chef mitsamt Erfolgsprämie maximal kommt. Alle Genannten gelten als ÖVP-nahe.
Bundesrechenzentrum
Seit vergangener Woche ist die Ausschreibung für die Neubesetzung des zu Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck ressortierenden Bundesrechenzentrums, der Datenhochburg der Republik, draußen. Die Verträge der beiden Geschäftsführer Christine Sumper-Billinger und Markus Kaiser liefen schon Ende April ab und wurden nur provisorisch um ein halbes Jahr verlängert. Hier wird offenbar auf Zeit gespielt. Interessiert war Schramböcks Kabinettschef Michael Esterl, doch eine derartige Besetzung würde zuviel politischen Wirbel auslösen.
Austria Business Agency
Der nächste offene Job bei Schramböck ist der Chefsessel der Betriebsansiedlungsgesellschaft ABA. Der mit der Ansiedlung ausländischer Unternehmen erfolgreiche Rene Siegl geht nach 24 Jahren entnervt ab, er soll laut Presse dem Aufsichtsrat bereits im Vorjahr mitgeteilt haben, dass er so nicht weiterarbeiten könne und wolle.
Im Reich der grünen Klimaministerin Leonore Gewessler stehen heuer ebenfalls einige Besetzungen an. Bei der Austro Control dürfte nur Geschäftsführerin Valerie Hackl verlängert werden. Auch in den großen Teilkonzernen der ÖBB, dem Personenverkehr und der Infrastruktur, laufen Chef-Verträge aus.
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