ÖBAG-Aufsichtsrat: „Politiker sind die Eigentümervertreter“
Der Aufsichtsrat der Staatsholding will keine FPÖ-Punze, er sieht sich politisch unabhängig. Karl Ochsner spricht mit dem KURIER über Politik und Manager in staatsnahen Unternehmen.
KURIER: Sie sind verärgert, weil Sie als FPÖ-nahe bezeichnet werden. Sind Sie das nicht?
Karl Ochsner: Ich würde mich als politisch Interessierten bezeichnen, dem vor allem Wirtschafts- und Klimapolitik wichtig sind, und auch die Standortfrage. Für mich ist es relevant, zu allen politischen Kräften ein vernünftiges Verhältnis zu haben. Es gibt in jeder Partei Persönlichkeiten, mit denen man sich sinnvoll austauschen kann. Ich bin nun einmal politisch neutral und werde das auch bleiben. Unter der rot-schwarzen Koalition ist Österreich in den Standortrankings problematisch abgerutscht. Ich hatte das Gefühl, dass ein politischer Wechsel für das Land gut wäre. Viele Ansätze von Türkis-Blau waren vernünftig, bei der FPÖ hat mir aber die Klimapolitik gefehlt und die Migrationspolitik hat mir nicht gefallen.
Als Trauzeuge von Ex-FPÖ-Chef Strache kann Ihnen diese Partei ideologisch doch nicht ganz fern sein?
Man kann befreundet sein, ohne politische dieselben Ansichten zu haben. Ich kann sehr gut zwischen politischer Meinung und Freundschaft unterscheiden. Michelle Obama und George Bush sind auch befreundet, dann muss das in Österreich ebenfalls möglich sein.
Sie kamen auf einem Ticket der FPÖ in den Aufsichtsrat der ÖBB. Obwohl ihnen dort alle gute Arbeit attestierten, hat Sie die grüne Ministerin Gewessler verabschiedet. Wie sehr kränkte Sie das?
Egal, welche Partei mich gefragt hätte, ich hätte für den Aufsichtsrat der ÖBB auf alle Fälle zugesagt. Die Aufgabe ist spannend, ich bin ein ausgesprochener ÖBB-Fan. Keine Frage, die Ministerin entscheidet über den Aufsichtsrat. Aber dass sie einen Klimaschützer, der obendrein parteipolitisch neutral ist, hinaus komplimentiert hat, ohne mit mir vorher zu sprechen, das wundert mich schon.
Also doch gekränkt?
Nein, aber verwundert.
Wie kamen Sie in den Aufsichtsrat der ÖBAG?
Ich wurde von Arnold Schiefer (damals FPÖ-Koordinator, heute ÖBB-Vorstand) angesprochen, ob ich Interesse hätte an einer ÖBAG-Aufsichtsratsposition. Nach meiner grundsätzlichen Zusage wurde ich von Hartwig Löger angerufen und habe in diesem Gespräch meine Entscheidung bestätigt.
Im Vorjahr verteidigten Sie ÖBAG-Chef Schmid und sagten, der Aufsichtsrat sei keine moralische Instanz. Würden Sie das heute auch noch?
Ich sehe den Aufsichtsrat nach wie vor nicht als moralische Instanz. Ich kannte Schmid erst seit der ÖBAG, er leistet sehr gute Arbeit und hat ein professionelles und engagiertes Team aufgebaut. Es ist nicht fair, die Wertsteigerung des Portfolios (der Beteiligungsunternehmen Telekom, Post, OMV etc.) nur auf die Aktienkurse zurückzuführen. Dass ich mich natürlich nicht über die Medienberichte freue, brauchen wir nicht zu diskutieren. Aber das ändert nichts an der guten Leistung des Managements. Schmid wird öffentlich demontiert, bis hinein ins allerhöchste Private. Auch der Aufsichtsrat hat einiges über sich lesen müssen. Es gehört viel Idealismus dazu, solche Mandate zu übernehmen. Ich will einfach nur einen vernünftigen Beitrag leisten und sonst gar nichts.
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