Casinos-Chefin Glatz-Kremsner verzichtet auf Vertragsverlängerung
In der Sitzung in der Karwoche wird es für die Aufsichtsräte der teilstaatlichen Casinos-Gruppe (Casag) keine österliche Frohbotschaft geben. Chefin Bettina Glatz-Kremsner dürfte morgen, Dienstag, vor dem versammelten Gremium eine Erklärung abgeben. Wie der KURIER aus Aufsichtsratskreisen hörte, steht die 59-jährige Top-Managerin für eine Verlängerung ihres Vertrages als CEO, der im April 2022 ausläuft, nicht mehr zur Verfügung.
Unternehmenssprecher Patrick Minar wollte dazu mit Hinweis auf die Aufsichtsratssitzung keinen Kommentar abgeben.Glatz-Kremsner selbst war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Bis zum Vertragsende dauert es zwar noch, doch es ist international üblich, ein Jahr vor dem Auslaufen von Vorstandsverträgen von beiden Seiten das weitere Vorgehen abzuklären. Glatz-Kremsner schafft jetzt Fakten.
Gute Performance
Eines ist klar. Die Glücksspielmanagerin geht aus freien Stücken. Sowohl beim Mehrheitsaktionär, der tschechischen Sazka Group, als auch bei der Staatsholding ÖBAG ist man mit ihrer Performance hoch zufrieden.
Warum verabschiedet sich Glatz-Kremsner dann? Darüber kann nur spekuliert werden. Bei der kürzlichen Präsentation der vorläufigen Bilanz sagte sie, 2020 sei nicht nur für das Unternehmen, sondern auch für sie persönlich „das herausforderndste Jahr bisher“ gewesen. Glatz-Kremsner wird nächstes Jahr 60.
Corona setzt dem Konzern schwer zu, 2020 schließt er trotzdem mit einem kleinen Plus ab. Das ist vor allem ReFIT zu verdanken. Glatz-Kremsner schaffte es binnen weniger Monate, das größte Sanierungsprogramm seit Bestehen der Casag mit 50 Millionen jährlichen Kosteneinsparungen und dem Abbau von 500 Jobs umzusetzen. Ohne ReFIT hätte die Zukunft der Gruppe düster ausgesehen.
Brachte Stabilität in Firma
Dass sie der Abbau von Jobs persönlich schmerzt, ist glaubwürdig. Kein Vorstand war bei den 3.000 Mitarbeitern jemals so geschätzt wie die Mutter eines erwachsenen Sohnes. „Wenn man mit ihr redet, und wenn es noch so kurz ist, geht es einem danach besser“, schildert ein Mitarbeiter die empathische Ausstrahlung der Chefin. Sie konnte die dringend notwendige Stabilität in die Firma bringen.
Die Diplomatentochter begann nach dem Studium der Handelswissenschaften 1990 bei der Casag-Tochter Lotterien und führte „6 aus 45“ in Ungarn ein. Nach weiteren Stationen im Konzern (Casinos International, Sportwetten) gelang 2010 der Sprung in den Vorstand. Während ihre Kollegen untereinander stritten, ihre Nebeng’schaft’ln pflegten und repräsentierten, war die erste Frau im Vorstand auch diejenige, die am härtesten arbeitete.
Sie hatte es nicht leicht. Der erbitterte Kampf auf Eigentümerebene setzte dem Unternehmen schwer zu. Und seit die parteipolitischen Spiele rund um Kurzzeit-Vorstand Peter Sidlo durch das Ibiza-Casinos-Strafverfahren publik wurden, steht kein heimisches Unternehmen derart in der Öffentlichkeit.
So erfolgreich die in der niederösterreichischen ÖVP verankerte Glatz-Kremsner als Managerin performt, ihr Ausflug in die Politik war weniger geschickt. Knappe zwei Jahre Vize-Parteichefin der ÖVP und bei den türkis-blauen Regierungsverhandlungen dabei, aber den Job als Finanzministerin lehnte sie schließlich ab. Im U-Ausschuss sagte sie, heute würde sie nicht mehr 10.000 Euro an die ÖVP spenden, sie habe die mediale Wirkung unterschätzt.
Ihre Abfindung von 1,7 Millionen Euro verteidigte sie damit, sie habe vorher als Finanz-Vorstand wesentlich mehr verdient, die Abfertigung stehe ihr als langjähriger Mitarbeiterin gesetzlich zu.
Spannende Nachfolgesuche
Spannend wird die Nachfolge. Die ÖBAG hat das Nominierungsrecht. Ein österreichischer Glücksspielmanager wäre der Wunschkandidat, wird sich aber kaum finden lassen. Doch der neue CEO muss nicht mehr aus der Branche kommen. Glatz-Kremsners Vorstandskollege Martin Skopek, der auf einem Ticket der Sazka sitzt und für die Cashcow Lotterien verantwortlich ist, dürfte an Bord bleiben.
Er arbeitet lieber nach innen. Ums Netzwerken und Lobbyieren wird sich der neue CEO ohnehin nicht mehr kümmern müssen. Dafür ist der neue Aufsichtsratspräsident, Siemens-Österreich-Chef Wolfgang Hesoun, die perfekte Besetzung.
Kommentare