Neuer Casinos-Präsident Hesoun spielt nur Lotto und vertraut Glatz-Kremsner
Siemens-Chef Wolfgang Hesoun im Checkpoint bei Richard Grasl
Seit wenigen Tagen ist Siemens-Chef Wolfgang Hesoun Aufsichtsratspräsident der Casinos Austria. Dort ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen der Bestellung von Peter Sidlo, die tschechische Sazka ist mittlerweile Mehrheitseigentümer. Der besonnene Hesoun sieht seine Aufgabe darin, Ruhe in das Unternehmen zu bringen.
KURIER: Gehen Sie selbst ins Casino?
Wolfgang Hesoun: Nein, meine Erfahrung beschränkt sich auf drei Reihen Lotto seit 25 Jahren. Es ist auch nicht das Anforderungsprofil, Glücksspieler zu sein. Im Gegenteil: Es geht um die seriöse Unterstützung des Managements und der Eigentümer in einem großartigen Unternehmen, das erfolgreich und gut geführt ist.
Der Ibiza-U-Ausschuss untersucht die Besetzung von Finanzvorstand Peter Sidlo. Wie groß ist die Belastung für das Unternehmen?
Ich möchte diesen Fall nicht kommentieren. Die Staatsholding ÖBAG arbeitet sehr professionell. Auch bei der Besetzung von Funktionen gibt es klare Regelungen. Auch in Zukunft werden wir das ordentlich abwickeln.
Gegen Vorstandschefin Bettina Glatz-Kremsner wird wegen einer möglichen Falschaussage im U-Ausschus ermittelt.hat im U-Ausschuss gesagt, sie habe mit Kanzler Kurz nie über Jobs gesprochen. SMS zeigen das Gegenteil. Hat sie Ihr Vertrauen?
Solange es keine Festlegungen rechtlicher Art gibt, gibt es keinen Grund, das Vertrauen nicht zu haben. Warten wir mal ab, wie die Ermittlungen weitergehen.
Welche Herausforderungen sehen Sie bei den Casinos ?
Es gibt durch die coronabedingten Schließungen, aber auch Maßnahmen wie das Rauchverbot, Einschränkungen. Daher muss man sich die Kostenseite ansehen. Der Vorstand hat hier ein gutes Programm aufgesetzt. Andererseits halten sich die Casinos penibel an die Vorschriften, während ausländische Anbieter über das Internet in einen durch Lizenzen exklusiv geschützten Markt eindringen. Das ist für mich überraschend. Die besitzen Marktanteile, die sie nicht haben dürften. Denn die Vergabe der Lizenz erfolgte in Treu und Glauben, dass die Exklusivität gilt. Ich werde sicher jede Gelegenheit nutzen, dazu Gespräche zu führen.
Als wichtiger Vertreter der Industrie – was brauchen die Unternehmen jetzt in dieser Phase der Corona-Krise?
Ich sehe ein großes Problem: Viele Betriebe werden bei der Bilanzierung im Frühjahr Probleme bekommen, obwohl sie ein gesundes und zukunftsträchtiges Geschäftsmodell haben. Das kann durch Abwertungspflichten oder durch die Verluste passieren. Wenn sie dann unter 8 Prozent Eigenkapital sinken, müssen Banken ihre Kreditlinien einengen oder streichen. Und dann wird es für viele kritisch.
Was kann helfen?
Das einfachste wäre, der Wirtschaftsprüfer bestätigt in seinem Testat, dass der Betrieb gesund ist und nur durch Corona eine temporäre Unterdeckung im Eigenkapital entsteht. Und der Staat könnte die Garantien für die Kreditlinien übernehmen. Wenn dann das Unternehmen weiterarbeiten und wieder Gewinne erwirtschaften kann, sparen wir Kosten und Leid, die durch Insolvenzen entstehen. Und das kostet nicht einmal etwas.
Wie sehr belasten die Klimaschutzpläne die produzierende Industrie?
Wir bei Siemens sehen Investitionen in den Klimaschutz als Chance, weil wir selber stark daran arbeiten, unseren -Ausstoß zu reduzieren und auch die dafür notwendigen Technologien am Markt anbieten. Aber man muss die Realisierbarkeit im Auge behalten.
Ist das jetzt beschlossene -Ziel machbar?
Nur wenn man auch die Rahmenbedingungen schafft. Ein Beispiel: Voest und Verbund testen die Verwendung von Wasserstoff für den Betrieb des Hochofens in Linz. Das läuft vielversprechend. Aber um das in Gang zu bringen, braucht es Stromzuleitungen für die Elektrolyse, gegen die es aber Widerstand gibt. Man muss die Industrie den Wandel auch machen lassen.
Siemens bekommt mit Roland Busch bald einen neuen weltweiten Generaldirektor. Wie steht er zum Standort Wien, müssen Sie sich Sorgen machen?
Wir haben uns im konzerninternen Wettkampf um Standorte immer durchgesetzt und werden das auch in Zukunft schaffen. Die Kriterien sind betriebswirtschaftlich festgelegt und nicht durch Sympathien. Aber ich habe schon den Eindruck, dass der neue CEO, der auch einer der Erfinder des Themas Smart City war, die Qualität, die wir einbringen, schätzt.
Kommentare