Wirtschaft überlegt Ladenöffnung am Sonntag
Offene Geschäfte am Sonntag. Was in Tourismusorten in den Bundesländern längst Realität ist, könnte künftig auch in Wien kommen.
Der neue Wirtschaftsbundchef und designierte Wiener Wirtschaftskammerpräsident Walter Ruck stellte am Mittwoch ein Maßnahmenpaket für die Wiener Tourismusbetriebe vor, in dem auch dieses heiße Eisen angepackt wird.
Noch unter Rucks Vorgängerin Brigitte Jank war die Sonntagsöffnung kaum ein Thema. Unter Ruck könnte sich das nun ändern.
Nachfrage
Gerade für Wochenendtouristen sei das Angebot aber ernüchternd, sagt Berndt Querfeld, Obmann-Stellvertreter und Tourismus-Sprecher im Wirtschaftsbund: "Als Touristiker ist es mir unverständlich, dass man zusperrt, wenn die meisten Touristen in der Stadt da sind." Wenn man sich andere europäische Städte anschaue, sehe man eine Entwicklung, der sich auch Wien nicht verschließen könne. Die Wirtschaftsbundspitze kann sich daher eine Tourismuszone in der Innenstadt vorstellen, in der am Sonntag geöffnet werden kann.
Allerdings hat der Handel ein gewichtiges Wörtchen mitzureden. Während große Handelsketten und Luxus-Shops der Sonntagsöffnung offener gegenüberstehen, herrscht bei kleinen und mittleren Händlern die Angst, mitziehen zu müssen.
"Wir werden daher branchenübergreifend eine breite Diskussion zu den Ladenöffnungszeiten starten", sagt Ruck. Bis Ende des Jahres will er ein Ergebnis präsentieren, die Umsetzung obliegt der Stadt. "Ich selbst bin hier ergebnisoffen. Denn die Handelsbetriebe aber auch die Arbeitnehmer dürfen dabei nicht übergangen werden."
Auf Arbeitnehmerseite reagiert man abwartend. "Wir sehen das als Auftrittsdonner des neuen Wirtschaftskammerpräsidenten", sagt Manfred Wolf von der Gewerkschaft der Privatangestellten. Grundsätzlich stehe man dem Thema nicht negativ gegenüber – "wenn es ordentliche Regelungen für die Arbeitnehmer gibt".
Schanigärten
Weiter auf der Agenda von Querfeld steht die ganzjährigen Öffnung der Schanigärten. "In Wels oder Linz bekommen Sie im Februar bei 18 Grad einen Kaffee im Schanigarten serviert, in Wien ist das nicht möglich", sagt Querfeld. Ihm fehlt auch ein klares Bekenntnis zur Stadt als Tourismusstandort. Um die Mobilität der Urlauber zu verbessern, sollen zudem infrastrukturelle Maßnahmen ergriffen werden. Der Flughafen soll besser an den Bahnverkehr angebunden, der Bau der dritten Piste am Schwechater Airport vorangetrieben werden. Kongressbesucher sollen mit einem Gratis-Öffi-Ticket gelockt werden.
Kommentare