Wirtschaft: Heuer reicht es bestenfalls für ein Miniwachstum

Wirtschaft: Heuer reicht es bestenfalls für ein Miniwachstum
Nach dem pandemiebedingten Einbruch des BIP 2020 ging es in den Jahren 2021 und 2022 kräftig bergauf. Für heuer sind die Prognosen der Statistik Austria düster.

Die heimische Wirtschaft hat sich bis 2022 komplett von den herben Einbrüchen im ersten Pandemiejahr 2020 erholt.

Auf einen Rückgang des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von real 6,6 Prozent folgten zwei Jahre des Aufschwungs mit einem Plus von 4,2 Prozent (2021) beziehungsweise 4,8 Prozent (2022), wie aus den Jahresergebnissen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) der Statistik Austria von heute, Donnerstag, hervorgeht.

Die Prognosen für 2023 sind allerdings düster.

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"Damit stieg das Bruttoinlandsprodukt 2022 auch inflationsbereinigt wieder über das Vorkrisenniveau des Jahres 2019", so Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas. Die positive wirtschaftliche Entwicklung sei dabei vor allem vom Wachstum in den Dienstleistungsbereichen und im Konsum getragen worden.

"Im laufenden Jahr 2023 hat sich die wirtschaftliche Entwicklung hingegen deutlich eingetrübt", schränkte der Statistik-Chef ein. Im zweiten Quartal 2023 brach das BIP im Jahresabstand um 1,1 Prozent ein - erwartet worden war nur ein leichtes Minus von 0,3 Prozent. Im ersten Quartal war die Wirtschaft heuer noch um 1,9 Prozent gewachsen.

Wirtschaft: Heuer reicht es bestenfalls für ein Miniwachstum

Düstere Prognosen für heuer

Den jüngsten Prognosen der Wirtschaftsforschungsinstitute Wifo und IHS vom Sommer zufolge geht sich für heuer bestenfalls ein Miniwachstum von 0,3 beziehungsweise 0,5 Prozent aus. Die internationale Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) ging zur Jahresmitte für Österreich von einem knappen Anstieg des realen BIP um 0,2 Prozent aus.

2022 legte die heimische Wertschöpfung laut Statistik Austria nominell, also nicht inflationsbereinigt, noch um 10,4 Prozent auf 447,2 Mrd. Euro zu. Das entspreche einem Wert von 49.400 Euro pro Einwohnerin beziehungsweise Einwohner.

Der Dienstleistungsbereich sei im abgelaufenen Jahr mit einem realen Plus von 6,1 Prozent wesentlich kräftiger gewachsen als der Produzierende Bereich (plus 2,8 Prozent) - mit unterschiedlicher Entwicklung je nach Branche.

Im Produzierenden Bereich zeigte die Herstellung von Waren inklusive Bergbau einen überdurchschnittlichen Zuwachs von real 4,3 Prozent. Die Energie-, Wasserversorgung und Abfallentsorgung wuchs um 2,2 Prozent. Rückläufig entwickelte sich hingegen die Bruttowertschöpfung im Bauwesen (minus 1,2 Prozent).

Im Dienstleistungsbereich stechen Beherbergung und Gastronomie mit einem realen Plus von 55,3 Prozent hervor. Allerdings hatte die Branche während der Pandemie auch extrem gelitten und war zwei Jahre lang massiv geschrumpft. Weit über dem Durchschnitt gewachsen sind auch die sonstigen Dienstleistungen (plus 18,9 Prozent) sowie der Bereich Verkehr und Lagerei (plus 10,9 Prozent).

Konsum stützte den Aufschwung

Die Konsumausgaben gingen im abgelaufenen Jahr real um 4 Prozent nach oben, während sich die Bruttoinvestitionen um 0,7 Prozent einbremsten. Die "treibende Kraft bei der positiven Konsumentwicklung" waren laut Statistik Austria die Konsumausgaben der privaten Haushalte (plus 5,9 Prozent).

Die Konsumausgaben des Staates stagnierten mit einem marginalen Zuwachs von 0,04 Prozent. Die Konsumausgaben der privaten Organisationen ohne Erwerbscharakter entwickelten sich den Angaben zufolge nur moderat positiv (plus 0,7 Prozent).

Comeback des Tourismus

Ausschlaggebend für die starke Dynamik bei den privaten Konsumausgaben sei "das Comeback des Tourismus" gewesen, das sich in der Beherbergung und Gastronomie sowie im gesamten Kultur- und Freizeitbereich niedergeschlagen habe. Die Ausgaben für Beherbergung gingen 2022 real um 70,4 Prozent nach oben und jene für Gastronomie um 44,2 Prozent. Auch die Ausgaben für Verkehrsdienstleistungen hätten mit einem Plus von 38,7 deutlich zugelegt.

Ein "besonders starkes Wachstum" gab es bei den Ausgaben für Flugdienstleistungen (plus 120,3 Prozent). Bei Reisebürodienstleistungen gab es ein Plus von 95,6 Prozent, bei Sport- und Freizeitveranstaltungen waren es 68 Prozent und bei Kulturveranstaltungen 25 Prozent.

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2022 setzte sich eine positive Entwicklung am Arbeitsmarkt fort. Die geleisteten Arbeitsstunden der Arbeitnehmerinnen und -nehmer stiegen gegenüber dem Jahr davor um 2,8 Prozent auf 6 Mrd. Stunden.

Die Anzahl der unselbstständig Beschäftigten erhöhte sich um 3,1 Prozent auf rund 4,2 Millionen. Das Entgelt der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer erhöhte sich im abgelaufenen Jahr um 7,8 Prozent, das verfügbare Einkommen um 8,3 Prozent. Die Jahresinflation betrug 8,6 Prozent.

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