Skiurlaub: "Lech kann Kostenexplosion 1:1 an Gäste weitergeben"
Steigende Preise und sinkende Haushaltsbudgets können der Urlaubsstimmung nichts anhaben. Zumindest laut den Prognosen der Touristiker.
Diesen Winter planen 17 Millionen Menschen einen Winterurlaub in Österreich, so eine Studie der Österreich Werbung (ÖW). Befragt wurden dafür insgesamt 10.500 Personen in jenen zehn Ländern, die normalerweise für 80 Prozent der Gästenächtigungen im Winter verantwortlich sind. Also allen voran in Deutschland, den Niederlanden und Großbritannien.
Ob den Urlaubern die Reiselust noch vergeht, wenn sie die Zimmerpreise sehen, kommt ganz darauf an, wo man nachfragt.
Das meint Markus Webhofer vom Institute of Brand Logic: „Lech kann die Kostenexplosion eins zu eins an die Gäste weiterleiten“, sagt er bei einem Tourismusseminar der "Allianz Zukunft Winter" in Kaprun. Das Klientel in Lech würde nämlich quasi jeden Preis bezahlen, der starken Marke des Skiortes sei Dank.
„Tragisch wird es bei austauschbaren Mainstream-Destinationen“, warnt Webhofer. Nicht nur diesen Winter, ganz generell. „Während das obere und untere Preissegment wächst, fällt die Mitte weg.“
Aus Sicht von Wolfgang Mayrhofer, Atomic-Chef und Sprecher der Skiindustrie, ist jedenfalls klar, wohin es mit der Branche geht – aufwärts. Auch wenn jetzt alle über die Inflation jammern, seien laut einer Studie der Boston Consulting Group noch immer 20 Prozent der Europäer wohlhabend. „Gut, nicht alle sind Skifahrer, aber das ist trotzdem eine gute Basis“, findet Mayrhofer.
Warten auf China
Das Wachstum sieht seine Branche ohnehin auf anderen Kontinenten – in China und in den USA. Gibt es heute rund um den Erdball 55 bis 60 Millionen Skifahrer, so sollen es bis 2025 bis zu 100 Millionen sein, so die Erwartungshaltung.
Allerdings dürfte Chinas Staatoberhaupt Xi Jinping gerade einen fetten Strich durch diese Wachstumspläne machen. Seine Zero-Covid-Strategie hat den erhofften Hype nach den Olympischen Winterspielen in Peking quasi im Keim erstickt. Wie viele Chinesen es auf die Pisten ziehen wird, wenn die Lifte wieder fahren, bleibt abzuwarten. Bisher kann man die Verkaufszahlen im 1,4-Milliarden-Einwohner-Land noch als homöopathisch bezeichnen. Es geht um gerade einmal 50.000 Paar im Jahr. „Also quasi nix“, sagen selbst Branchenvertreter.
Davon abgesehen sieht Mayrhofer die kommenden zwei Saisonen positiv. „Verkaufsmäßig sind wir schon über dem Vorkrisenniveau. Derzeit arbeiten wir Tag und Nacht, um die Aufträge auszuliefern.“
Währenddessen überarbeiten die Seilbahner ihre Werbebotschaften. Noch mehr Pistenkilometer und Skischaukeln imponieren niemanden mehr, so die ernüchternde Erkenntnis. „Viel zu technisch, zu wenig Emotion“, ist man sich bei der Zukunft Allianz Winter, einen branchenübergreifenden Zusammenschluss für den Wintersport (von der Skiindustrie über Skilehrer und Seilbahner bis zu Hoteliers) einig.
Norbert Karlsböck, Vorstand der Gletscherbahnen Kaprun, formuliert es so: „Früher mussten wir jedes Jahr eine noch größere Torte backen, jetzt geht es aber darum, dass die bestehende Torte besser schmecken muss.“ Und zwar nicht nur den Gästen, sondern auch den Mitarbeitern und Einheimischen und letztlich der Umwelt.
Zuletzt haben erste Skigebiete ihre Speicherseen als Energiequelle entdeckt und Pumpspeicherkraftwerke gebaut. Nebeneffekt: Damit kann zu Spitzenzeiten Strom produziert und eingespeist werden. Das soll das Image im Ort aber auch bei der "Generation Greta Thunberg" heben. Also bei den Kunden der Zukunft.
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