Drei von vier Euro, die Winterurlauber in Österreich ausgeben, werden in den genannten drei Bundesländern eingenommen. „Auf sie entfallen zwei Drittel der Gästenächtigungen. Spitzenreiter ist Tirol mit einem Anteil von 40 Prozent“, sagt Weiß. Der Anteil ausländischer Gäste ist hoch, in Tirol kommt jeder zweite Wintergast aus Deutschland, nur sieben Prozent aus Österreich. Ohne internationale Gäste bleiben aber nicht nur die Hotels, Skischulen und Gondeln leer, sondern auch die Auftragsbücher von Zulieferern wie Bäckern oder auch Handwerksbetrieben in der Region. Kurzum: An der Branche hängen also ganze Regionen.
Doch auch die volkswirtschaftliche Bedeutung ist enorm. „Der Tourismus trägt 7,3 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei“, weiß Wifo-Tourismusexperte Oliver Fritz. Ein Wert, bei dem man sich wenig vorstellen kann. Deswegen stellt er eine andere Rechnung an: „Österreich gehört zu jenen Ländern, in denen die statistischen Tourismuseinnahmen pro Kopf mit 2.291 Euro besonders hoch sind.“ Noch höher sind sie im Vergleich mit 42 anderen Ländern (EU-28 und weitere) nur in Island, Malta, Zypern und Kroatien, wobei sich Österreich mit Kroatien ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefert. Von 2012 bis 2015 rangierte Österreich übrigens auf Rang vier und damit noch vor Kroatien.
Österreichs Marktanteil an den nominellen Tourismuseinnahmen der EU-28 liegt relativ kontinuierlich bei knapp fünf Prozent und damit mehr oder weniger gleichauf mit Griechenland, Portugal, den Niederlanden oder Schweden. In der Top-Liga, in der Spanien (fast 17 Prozent Anteil), Frankreich und Italien spielen, kann Österreich schon allein größenmäßig nicht mitspielen.
Dennoch: „Österreich ist viel mehr als alpiner Wintersport“, sagt Oliver Fritz. Jahrelang hielten die Landeshauptstädte die Tourismuszahlen auf dem Wachstumspfad, allen voran die Hauptstadt. Wien trug über das ganze Jahr hinweg rund zehn Prozent zu den Gästenächtigungen bei.
Doch dann kam Corona. Kongresse und Veranstaltungen fielen flach, Flüge und Geschäftsreisen wurden gestrichen, Hoteliers schlossen ihre Häuser mangels Gästen. Anders formuliert: Der Tourismus liegt seit März mehr oder weniger darnieder. Von Mai bis September meldet die Stadt ein Nächtigungsminus von 80 Prozent. Dass die Christkindlmärkte heuer wie in den Vorjahren internationale Gäste anziehen, darf bezweifelt werden. Auch in anderen Städten, wie Innsbruck oder Salzburg.
Fritz rechnet für die anlaufende Wintersaison im schlimmsten Fall mit nur halb so vielen Gästenächtigungen: „Da die Infektionszahlen steigen – und das nicht nur in Österreich – wird dieses Szenario immer wahrscheinlicher.“
Die Generalprobe zum Auftakt der Wintersaison am Hintertuxer Gletscher ist jedenfalls ordentlich danebengegangen. Während mit neuen Sicherheitskonzepten und Abstandsregeln geworben wird, gingen Bilder durch die Sozialen Medien, bei denen zu sehen war, wie Skifahrer sich zun Lift drängten, als hätten sie noch nie etwas von einem Babyelefanten gehört. Bis die Wintersaison (Anfang November bis Ende April) richtig anläuft, ist das Jahr übrigens so gut wie vorbei. Mit oder ohne Corona.
Der November trägt laut Statistik Austria nur sieben, der Dezember nur 15 Prozent zur Saison bei. Weiß: „So richtig beginnt die Saison erst nach Weihnachten. Ob der Winter heuer stattfindet, wird im Jänner, Feber, März entschieden werden.“
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