Laut einer Schätzung des Gläubigerschutzverbands Creditreform vom April hat die gesamte Signa-Gruppe im In- und Ausland einen Schuldenberg in Höhe von rund 25 Milliarden Euro angehäuft. Jetzt kommt nochmals gut eine Milliarde Euro dazu. Gestern, Mittwoch, hat am Landesgericht Innsbruck die erste Gläubigerversammlung bei der insolventen Familie Benko Privatstiftung stattgefunden.
Gingen die Stiftungsvorstände im Insolvenzantrag noch von 854 Millionen Euro Schulden aus, so hat sich der Schuldenstand auf 2,279 Milliarden Euro Forderungen erhöht; aber 2,23 Milliarden Euro wurden bestritten. „Einige Gläubiger haben überhaupt noch nicht angemeldet, obwohl die Forderungen wohl bestehen“, heißt es dazu von Creditreform. Darunter ist auch die Finanz, die erst die notwendigen Prüfungen durchführt.
Zentrale Rolle im Signa-Geflecht
Die Familie Benko Privatstiftung spielt eine zentrale Rolle im Signa-Geflecht. Sie sollte als „Finanzierungsvehikel“ die Erhaltung der ganzen Unternehmensgruppe sichern. Die Stiftung hält zehn Prozent an der (mittlerweile insolventen) Signa Holding. Laut Creditreform diente die Konzern-Stiftungs-Konstruktion beim Weiterverkauf von Liegenschaften zur Vermeidung von Grunderwerbssteuer.
Masseverwalter Herbert Matzunski schätzt, dass so in Österreich rund 250 Millionen Euro und in Deutschland rund eine Milliarde Euro an Steuern vermieden wurden – legal.
Vermögen abgestoßen
Bis 2019 verfügte die Stiftung über ein wesentliches Immobilienvermögen, das sie aber abgestoßen hat. Zwei Jahre später betrug der Bilanzgewinn noch 880 Millionen Euro, 2022 fuhr sie einen Fehlbetrag in Höhe von 867 Millionen Euro ein. Das spätere Desaster hat sich hier schon abgezeichnet.
Am Mittwoch wurde außerdem bekannt, dass die Begünstigten der Stiftung René Benko selbst und „die unmittelbaren ehelichen Nachkommen“ sind.
Außerdem hat die Stiftung René Benko ein Darlehen in Höhe von 22,1 Millionen Euro gewährt. Besicherung dafür gibt es keine. Der Masseverwalter hat diesen Betrag im Konkursverfahren des Einzelunternehmers René Benko als Forderung angemeldet. Indes hat die Stiftung aber auch Kredite in Höhe von rund 200 Millionen Euro an mehrere Signa-Gesellschaften vergeben. Nach einer Einschätzung des KSV1870 muss der Großteil dieser Kredite in den Wind geschrieben werden.
Fünf Jahre dauern
Über nennenswertes Vermögen verfügt die Familie Benko Privatstiftung derzeit nicht. Auf dem Konto hat Masseverwalter gerade einmal 26.000 Euro liegen. Die Aktiva bestehen großteils aus (nicht werthaltigen) Forderungen innerhalb der Signa-Gruppe. „Das wichtigste Thema ist, dass der Masseverwalter darauf schaut, welche Rechtsgeschäfte und Zahlungsflüsse von der Privatstiftung in den vergangenen Jahren getätigt wurden“, sagt Gerhard Weinhofer von Creditreform zum KURIER., „Wo Vermögensschiebungen stattgefunden haben und, ob man diese rückabwickeln kann, um Gelder für die Insolvenzmasse zu lukrieren.“ Der Masseverwalter wird dazu die Geldströme innerhalb des Konzerns und zur Signa Holding zu prüfen. Laut Klaus Schaller vom KSV1870 dürfte das Insolvenzverfahren deshalb zumindest fünf Jahre dauern.
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