Wie lange dauert diese Krise? Das sagen Österreichs Manager
Eine Studie der WU hat Österreichs Manager gefragt, wann sie glauben, dass ihre Unternehmen wieder Vorkrisen-Niveau erreichen. Der Westen ist am Pessimistischsten.
Wie lange dauert es noch, bis die Wirtschaft wieder zum Vorkrisen-Niveau zurückkehrt? Diese Frage stellte ein Team um Professor Jonas Puck von der Wiener Wirtschaftsuniversität im April mehr als 400 heimischen Unternehmen. Die Ergebnisse zeigen, dass Österreichs Manager die Dauer der Krise völlig unterschiedlich einschätzen – je nachdem, wie stark sie von den Maßnahmen der Regierung betroffen waren.
Optimistisch zeigt sich das Baugewerbe: Hier gehen Manager davon aus, dass ihr Unternehmen im Schnitt bereits nach knapp acht Monaten wieder in der Normalität ankommen dürfte. Bei Hotel- und Gastronomiebetrieben rechnet man im Schnitt mit einer fast doppelt so langen Erholungsphase, in der Kunst- und Kulturbranche geht man sogar von mehr als zwei Jahren aus.
Soweit, so logisch. Doch die Studie zeigt auch einige überraschende Ergebnisse
„Spannenderweise glaube ich gar nicht, dass die Einschätzung der Unternehmer so zutreffend ist“, meint Studienautor Puck auf KURIER-Anfrage. „Die Baubranche hängt zum Beispiel stark am Wirtschaftswachstum – und könnte daher langfristiger gedämpft werden.“
Trotzdem sieht Karl-Heinz Strauss, Chef des Baukonzerns Porr, die Branche mittel- und langfristig auf einem positiven Trend. Kurzfristig seien die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Bautätigkeit aber nicht einschätzbar.
Im Westen nichts Neues
Im Bundesländervergleich zeigt das Stimmungsbild der Unternehmer ein überraschendes Ergebnis: Vorarlbergs Manager sind mit Abstand die größten Pessimisten. Sie gehen im Schnitt von mehr als fünfzehn Monaten Erholungsphase aus. Das von der Pandemie stark betroffene Tirol liegt mit 12,6 Monaten auf Platz zwei.
„Gründe für die pessimistische Prognose der Vorarlberger könnten die lange geschlossenen Grenzen oder die teilweise geschlossenen Gemeinden sein“, so Puck.
Schlimmer als 2008
Eine weitere Erkenntnis der Studie ist, dass große Unternehmen im Schnitt von einer längeren Zeitspanne bis zur Rückkehr zum Vorkrisen-Niveau ausgehen. Sie rechnen im Schnitt mit einer Zeitspanne von 12 Monaten, kleinere Unternehmen mit 10,7. „Daraus lässt sich schließen, dass kleinere Unternehmen auch flexibler sind und glauben, besser auf die Krise reagieren zu können“, so Puck.
In einem Punkt herrscht aber Einigkeit unter den Befragten: Im Schnitt schätzen sie über alle Branchen und Länder hinweg die Corona-Krise deutlich schlimmer ein als die Finanzkrise 2008. Mehr als zwei Drittel der Unternehmen hat daher auch bereits um Hilfszahlungen angesucht oder diese bereits erhalten. Diesbezüglich gibt es auch keine Unterschiede zwischen kleinen, mittleren oder großen Unternehmen.
Die Hilfspakete der Regierung, deren Wert sich inzwischen auf fast 50 Milliarden Euro beläuft, dürften also große Auswirkungen auf die Stimmung der österreichischen Unternehmer haben. „Wir wissen heute aus der Forschung, wie sehr die Wahrnehmung einer Krise unser unternehmerisches Handeln beeinflusst“, erklärt Puck. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass es schon jetzt große Differenzen im Vergleich zum April gibt. Da spielen die Maßnahmen der Regierung natürlich eine große Rolle.“
Einen Hoffnungsschimmer gibt es trotzdem, denn der Großteil der Manager geht davon aus, dass die aktuelle Krise die Konkurrenz stärker beeinflussen wird als das eigene Unternehmen. Man könnte daraus lesen, dass die meisten von ihnen also zuversichtlich in die Zukunft blicken – zumindest aber selbstbewusst.
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