Währungsfonds: "Corona ist weitaus schlimmer als Finanzkrise"

IWF-Chefökonomin Gita Gopinath
Pandemie-Schaden übersteigt die Wirtschaftsleistung von Japan plus Deutschland. Für Österreich erwartet der IWF ein BIP-Minus von -7 Prozent.

Die „Große Sperrstunde“. So könnte man, etwas salopp übersetzt, die Wirtschaftskrise infolge der Corona-Pandemie nennen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) spricht vom „Great Lockdown“, dem Großen Stillstand.

Das Tempo und Ausmaß dieser vieldimensionalen Krise übersteige alles, „was wir zu unseren Lebzeiten erfahren haben“, sagte IWF-Chefökonomin Gita Gopinath am Dienstag.

Reminiszenz an Große Depression

Die Washingtoner Institution revidierte ihren Wirtschaftsausblick wie nie zuvor. Die Weltwirtschaft werde heuer um drei Prozent schrumpfen. „Das ist die schlimmste Rezession seit der Großen Depression (der 1930er Jahre, Anm.) und weitaus schlimmer als die Globale Finanzkrise (nach 2008, Anm.)“

Der IWF sieht allerdings auch Licht am Ende des Tunnels: Unter der Voraussetzung, dass die Pandemie sich in der zweiten Jahreshälfte 2020 verzieht und die Wirtschaftspolitik Massenpleiten, dauerhafte Arbeitslosigkeit und einen Finanzkrise verhindern, sollte das globale Wachstum 2021 auf 5,8 Prozent anziehen.

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Japan plus Deutschland

Auch das kann allerdings den Ausfall an Wirtschaftsleistung nicht wettmachen. Um den Schaden durch das Coronavirus zu veranschaulichen: Der Wertschöpfungsverlust belaufe sich 2020 und 2021 auf rund 9.000 Milliarden Dollar. Das ist mehr als die Wirtschaftsleistung von Japan und Deutschland zusammen.

Diese Krise macht so besonders, dass kein Land verschont bleibt. Besonders hart trifft es Länder, die einen großen Tourismus-, Reise- und Unterhaltungssektor aufweisen.

Für Österreich erwartet der IWF für 2020 ein Minus der Wirtschaftsleistung von -7,0 Prozent. Das liegt gleichauf mit Deutschland (-7,0 %) und ungefähr im Rahmen der gesamten Eurozone (-7,5 Prozent). Besonders hart trifft es ausgerechnet die Sorgenkinder der Eurozone, nämlich Griechenland (-10,0 %), Italien (-9,1 %) und Spanien (-8,0 %).

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Kommt es noch schlimmer?

Angesichts der großen Unsicherheit wälzt der IWF – neben seinem Basisszenario (-3,0 Prozent global) – noch deutlich gravierendere Alternativszenarien.

Sollte die Pandemie auch in der zweiten Jahreshälfte 2020 noch anhalten, würde die Weltwirtschaftsleistung um zusätzliche drei Prozentpunkte schrumpfen.

Falls sie 2021 auch noch andauert, kämen sogar zusätzliche 8 Prozentpunkte zum Basisszenario dazu.

Corona trifft alle

Dieses Mal können auch die Schwellenländer ihr starkes Wachstum nicht verteidigen: Sie fallen ebenfalls in die Rezession und leiden darunter, dass momentan ausländisches Kapital und Investitionen von ihnen abgezogen werden wie nie zuvor. Das bringt die lokalen Währungen unter Druck.

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Wirtschaft und Gesundheit

IWF-Chefökonomin Gita Gopinath sieht übrigens keinen „Trade-off“, also kein Abwägen zwischen Gesundheit und Wirtschaftsentwicklung.

Das Abflachen der Covid-19-Kurve sei nötig, damit die Gesundheitssysteme nicht überlastet werden, schreibt die in Indien geborene US-Ökonomin: „Das erst erlaubt die Wiederaufnahme der wirtschaftlichen Aktivitäten. In diesem Sinne gibt es kein Abwägen zwischen dem Retten von Menschenleben und dem Retten des Lebensunterhalts.“

 

Aufruf an Politik

Es gebe auch einige „Signale der Hoffnung, dass die Gesundheitskrise endet“, so Gopinath. Einige Länder hätten mit den Abschottungsmaßnahmen, Testen und Verfolgen von Infektionsherden Erfolg. Medikamente und Impfstoffe könnten früher entwickelt sein als erwartet.

Die IWF-Ökonomin schließt mit einem Aufruf an die Politik: „Die Entscheidungsträger auf der ganzen Welt müssen jetzt so couragiert handeln wie die Ärzte und das Spitalspersonal, dann werden wir die Krise gemeinsam meistern.“

 

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