Getrennte Sammlung ab 2025
Ab dem nächsten Jahr sollen Textilien in der EU getrennt gesammelt werden. Danach ist unter anderem vorgesehen, ein System für Textil-Recycling zu implementieren. Teil der Textilstrategie der EU sollen auch ein strenges Export-Regime und ein Vernichtungsverbot unverkaufter Produkte sein.
Hauke rechnet nicht damit, dass dies vor 2027 der Fall sein wird. Die ARA-Vorstände sprechen sich dafür aus, Textilien genauso wie heute bereits Verpackungen an eigenen Sammelstellen zu sammeln. Sie sollen die bestehenden Kleidungscontainer ergänzen, die meist von karitativen Organisationen aufgestellt werden.
"Möglichst einfach loswerden"
Die Sammlung könnte ähnlich der gelben Säcke oder Tonnen für Kunststoffe erfolgen, ergänzt Prieler. Alte Socken, kaputte Hosen oder abgetretene Tepppiche sollen dann nicht mehr wie bisher im Restmüll landen, sondern sortiert und der Kreislaufwirtschaft zugeführt werden.
Es gehe darum, eine Infrastruktur zu schaffen, die es Konsumenten ermöglicht, Textilien möglichst einfach loszuwerden. Die Kosten dafür sollen nach den Vorstellungen der ARA wie auch bereits bei Verpackungen, die Hersteller und Inverkehrbringer tragen. Die sogenannte erweiterte Produzentenverantwortung (EPR) habe sich etwa bei Verpackungen bereits bewährt, sagt Prieler.
Pilotprojekt mit Lenzing
Wie kann kaputte Altkleidung verwertet werden? Die Recyclingfähigkeit von Alttextilien hänge vom Grundstoff ab, sagt Prieler. Gebe es nur einen Ausgangstoff, etwa Baumwolle oder Viskose, tue man sich leicht. Schwierig werde es mit Mischstoffen. Störfaktoren bilden auch Knöpfe und Reissverschlüsse.
Gemeinsam mit dem Faserhersteller Lenzing arbeitet die ARA bereits an einem Pilotprojekt zum chemischen Recycling von Textilien. Dabei wird aus Baumwolle und Viskose wieder eine Faser gemacht, die versponnen werden kann. Bis 2025 sollen rund 50.000 Tonnen Textilabfälle verarbeitet werden.
Warten auf Rahmenbedingungen
Noch gebe es keine Vorgaben und keine Quoten für die Sammlung und das Recycling von Textilien durch die EU, sagen die ARA-Chefs. Um Sortieranlagen für Textilerecycling errichten zu können, brauche es über kurz oder lang aber Rahmenbedingungen. Die ARA bringt sich bereits in Stellung. Entscheide man sich für das Modell, das auch bei Verpackungen zum Einsatz komme, könne man die Infrastruktur rasch umsetzen, sagt Hauke.
Belohnungen für zurückgegebene Lithium-Ionen-Akkus
Um die Sammelquoten von Lithium-Ionen-Batterien zu steigern, spricht man sich für ein Belohnungssystem statt einer Pfandlösung aus. Derzeit geraten jährlich rund 3.000 Tonnen in Umlauf, aber nur 300 werden eingesammelt. Die durchschnittliche Lebenserwartung von Lithium-Ionen-Akkus betrage 3 bis 10 Jahre. Ein Pfand, den man erst 10 Jahre später zurückbekomme, biete wenig Anreiz, so die ARA-Chefs. Bei einem Testlauf der ARA für ein solches Belohnungssystem konnte die Rückgabequote um 30 Prozent gesteigert werden.
Rechtlicher Anpassungsbedarf bei Kunststoffen
Regulatorischen Anpassungsbedarf orten die ARA-Chefs auch bei der Wiederverwertung von Kunststoffen. Für das chemische Recycling fehle teilweise noch der rechtliche Rahmen, etwa damit die dabei gewonnenen Sekundärrohstoffe auch bei Lebensmittelverpackungen zum Einsatz kommen können.
Auch die Schaffung eines "Schengenraums" für solche Sekundärrohstoffe regen Hauke und Prieler an und sprechen sich für innereuropäische Erleichterungen bei Abfallexporten und schärfere Kontrollen bei Importen aus Drittländern aus.
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