Wie Anleger am China-Kuchen mitnaschen
Aus wirtschaftlicher Sicht hat China vieles richtig gemacht. Generell, aber ganz besonders im Umgang mit der Corona-Krise. Zwar wuchs das chinesische Bruttoinlandsprodukt im Vorjahr mit einem Plus von 2,3 Prozent so langsam wie seit mehr als vier Jahrzehnten nicht mehr – aber es wuchs. Zum Vergleich: Im gesamten Euroraum ging laut aktuellen Daten der EU-Kommission das Bruttoinlandsprodukt um 6,8 Prozent zurück, in der gesamten EU um 6,3 Prozent.
Für das Jahr des Rindes, das heute mit dem chinesischen Neujahr beginnt, bedeutet all das natürlich Erfreuliches. Die Zeichen stehen definitiv auf Wachstum – auch bei den Aktien. 16 Prozent Gewinnwachstum sind es, die dem chinesischen Gesamtmarkt für 2021 prognostiziert werden, 14 Prozent noch immer für 2022. Bei der Dividendenrendite wird für heuer von 2,4 Prozent und für 2022 von 2,6 Prozent ausgegangen. „Auch das ist nicht so wenig“, konstatiert Hans Engel, Finanzanalyst der Erste Group Research.
Es gibt Risiken
Bei aller Euphorie rät Engel in Sachen China-Aktien zur Vorsicht. Immerhin gebe es gewisse – politische – Risiken, wie das Beispiel Alibaba erst kürzlich gezeigt hat. Nachdem Alibaba-Gründer Jack Ma chinesische Regulatoren scharf kritisiert hatte, war er danach wochenlang verschwunden. „Wenn eine Firma nicht so funktioniert, wie das Regime das möchte, kann das zu politischen Maßnahmen führen, die die Firma beeinträchtigen können. Dessen muss man sich bewusst sein“, stellt Engel gegenüber dem KURIER klar. Und auch Konflikte wie jene zwischen Taiwan und Festlandchina oder Festlandchina und Hongkong sind immer dafür gut, den Anlegern einen gewissen Schauer über den Rücken jagen zu können.
Generell rät der Spezialist dazu, sich gut über die Kennzahlen der Firmen zu informieren, von denen man Aktien kaufen möchte. Seine Bank hat etwa Aktien des Internethändlers Alibaba, des Messaging-Spezialisten Tencent und des Suchmaschinen-Betreibers Baidu auf der Empfehlungsliste. Wer sich für ein Investment in China-Aktien entscheidet, der sollte einen „möglichst einfachen Marktzugang“ wählen. Heißt: Titel wählen, die an Börsen in Europa oder Amerika notiert sind, sagt Engel. Das schließt mögliche Probleme mit Depotverbindungen aus und garantiert, dass alle wichtigen Informationen auch auf Englisch vorhanden sind.
Potenzial habe der chinesische Markt jedenfalls, sagt Engel: „Die Aussichten für die Emerging Markets sind für dieses Jahr positiv, und davon macht China sehr viel aus.“
Grundsätzlich positiv steht auch Jasmine Kang, Portfoliomanagerin des Comgest Growth China, den Entwicklungen auf Chinas Aktienmärkten gegenüber. Sie nennt in einem aktuellen Marktkommentar eine Reihe von (weiterhin) vielversprechenden chinesischen Unternehmen. Darunter der erwähnte Internet-Gigant Alibaba, der in seiner Rolle als „Internet-Innovator für Chinas Ambitionen, eine Hightech-Nation zu werden, relevant“ bleiben werde. Auch wenn China die Regulierung des digitalen Sektors weiter verschärfen wird.
Darüber hinaus nennt sie Shandong Weigao (Medizintechnik), Midea, einen Hersteller von Klimaanlagen, sowie SAIC, Chinas größten Autohersteller. Jasmine Kang sieht überdies in der Unterzeichnung des Freihandelsabkommens Regional Comprehensive Economic Partnership in der Region Asien-Pazifik eine deutliche Ausweitung des Einflusses Chinas in dieser Region.
„Längerfristig sollte sich das Handelsabkommen positiv auf die zukünftige Entwicklung der asiatischen Märkte auswirken, da durch das Abkommen der Schwerpunkt der Weltwirtschaft weiter in Richtung Osten verschoben wird.“
Interessant bleiben darüber hinaus wohl auch Unternehmen wie Byd (an dem auch US-Milliardär Warren Buffet beteiligt ist). Solche Unternehmen könnte man zumindest im Auge behalten.
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