Wetten, worauf? Sportwettgeschäft liegt am Boden

Wetten, worauf? Sportwettgeschäft liegt am Boden
Admiral Sportwetten schickt 1.440 Mitarbeiter in Kurzarbeit, Hoffen auf Geisterspiele

 Kein Sport, keine Sportwetten. Eine ganze Branche liegt coronabedingt derzeit am Boden. Das einzige Land, in dem noch Fußball gespielt wird, ist Weißrussland. „Die Online-Anbieter haben aktuell etwa 70 bis 80 Prozent Umsatzrückgang. Für den stationären Betrieb, der alle Lokale geschlossen halten muss, sieht es noch schlechter aus“, berichtet Raffaela Zillner, die Generalsekretärin des Branchenverbandes OVWG (Österreichischen Vereinigung für Wetten und Glücksspiel).

Noch drastischer drückt es Interwetten-Chef Dominik Beier aus: „Es wurde uns die Geschäftsgrundlage genommen. Wir hoffen nur, dass bald mal irgendwo wieder die Kugel rollt und wir die Arbeit wieder aufnehmen können.“ Die zwei Monate, die jetzt verloren gingen, seien nicht mehr aufholbar.

Wetten, worauf? Sportwettgeschäft liegt am Boden

Leere Sitzplätze im Fußballstadion

Bei tipp3 spricht man von der „größten Herausforderung der Unternehmensgeschichte“, Toto kann seit Ende März gar nicht mehr gespielt werden.

Alle Wettcafes geschlossen

Noch härter als die Online-Anbieter trifft es jene mit eigenen Filialen. Österreichs Marktführer Admiral Sportwetten musste wegen der Betretungsverbote alle seine 260 Wettfilialen zusperren und 1.440 Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken. „Unser Umsatzausfall beträgt sicher 90 Prozent“, berichtet Admiral-Geschäftsführer Jürgen Irsigler. Die noch stattfindenden Bewerbe wie etwa in Weißrussland seien höchstens ein Tropfen auf den heißen Stein, eSport sei noch ein Randthema.

Admiral hat sämtliche Investitionen wie Standort-Erneuerungen auf Eis gelegt, was sich auf andere Branchen auswirkt.

Wetten, worauf? Sportwettgeschäft liegt am Boden

Admiral Sportwetten sind geschlossen

Sponsormarkt bricht ein

Es ist nicht nur das Wettgeschäft allein, das zum Erliegen kommt: Viele Sportwettanbieter sponsern Vereine und zählen zu den größten Werbekunden. „Die massiven Umsatzeinbußen im Sportwetten-Bereich wirken sich auf die gesamte Wertschöpfungskette aus, also auch auf den Werbe- und Sponsoringmarkt“, sagt Beier. Interwetten sponsert die beiden deutschen Fußballklubs Hoffenheim und Wolfsburg. Nicht zuletzt wegen der Sponsoringverträge wird versucht, trotz Corona irgendwie weiterzuspielen. „Wir hoffen, dass die deutsche Bundesliga Geisterspiele durchführt, das würde uns schon helfen“, meint Irsigler.

An den Börsen sind Wettanbieter im Sinkflug. So hat sich der Aktienkurs des in Österreich gegründeten Online-Pioniers Bet-at-home seit Ausbruch der Krise mehr als halbiert. Das Unternehmen mit Sitz auf Malta meldete einen Gewinneinbruch von 45 Prozent im abgelaufenen Jahr. Grund dafür waren Steuernachzahlungen in Österreich und Malta in Höhe von 14 Millionen Euro.

Der Firmensitz auf Malta erweist sich für Online-Wettanbieter jetzt als Nachteil, weil sie dadurch von nationalen Corona-Hilfspaketen ausgeschlossen sind. Malta selbst hat bisher keine Hilfen in Aussicht gestellt. In Großbritannien blitzte auch der Wett-Dachverband beim staatlichen Rettungsfonds ab.

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