Westbahn auf Expansionskurs im Westen und Süden
Im Dezember 2011 bediente die private Westbahn erstmals die Strecke Wien-Salzburg. In den nächsten Monaten und Jahren möchte die Westbahn noch weiter expandieren, wie auch zwei Anträge bei der Schienen-Control belegen. Mehr Züge nach Deutschland, aber vor allem stehen weitere Verbindungen nach Vorarlberg sowie die Südstrecke auf dem Plan:
Dafür könnten auch erstmals Schweizer Hochgeschwindigkeitszüge (Giruno) sowie Garnituren aus China eingesetzt werden. Ein Zug von Chinas Bahn-Riesen CRRC absolviert seit einigen Jahren Testfahrten im Westbahn-Design, mittlerweile vollgesprayt mit Graffiti. Die Privatbahn hofft auf eine Zulassung im kommenden Jahr, bieten die Chinesen doch günstigere Preise als die Konkurrenz. Denn CRRC will unbedingt in den europäischen Markt und soll deshalb Züge vermieten, was finanzielle Vorteile bietet. Die Privatbahn hat bereits vier Miet-Züge bestellt.
Auch die wirtschaftliche Lage ist positiv. Der Konzernumsatz stieg von 90 Mio. Euro auf über 120 Mio. heuer, der Gewinn legte damit von vier auf zehn Mio. Euro zu. Im Vorjahr waren rund acht Millionen Fahrgäste mit der Westbahn unterwegs. Das sind 35 Prozent mehr als 2022 und 20 Prozent mehr als im Jahr vor Corona.
„Die Westbahn ist erwachsen geworden und dort angekommen, wo wir eigentlich schon vor ein paar Jahren hätten sein wollen“, bilanzierte Florian Kazalek, der mit Thomas Posch seit knapp zwei Jahren das Vorstandsduo der Westbahn-Mutter Rail Holding AG bildet, im ORF. Nun gibt es Rückenwind für weiteres Wachstum.
Die Westbahn fixiert sich dabei auf jene Nischen, die die ÖBB kaum oder gar nicht besetzen. So sollen auf der Südstrecke auch die Bahnhöfe Mödling und Baden angefahren werden. Dafür müssten aber Gleise benützt werden, die für den Regionalverkehr reserviert und gut ausgelastet sind. Ob die Schienen-Control das erlaubt, ist noch fraglich.
"Wenn Sie heute von Mödling oder Baden nach Graz fahren wollen, müssen Sie mit dem Regionalzug nach Wiener Neustadt und dort in den Railjet der ÖBB umsteigen", sagte Posch zu Jahresbeginn in einem KURIER-Interview.
Richtung Westen läuft schon eine Hybridversion - in Vorarlberg gibt es acht Stationen, in Tirol weitere sechs, also eher wie ein Regionalzug. Und diese Verbindung wird auch von vielen Pendlern genutzt. Die Westbahn hat jedenfalls einen Antrag auf sieben neue Verbindungen nach Westösterreich ab Dezember 2025 gestellt. Bereits um vier in der Früh soll der erste Zug durch Vorarlberg tingeln und kurz vor elf Uhr Wien-Hauptbahnhof erreichen. Geplant wäre ein Zwei-Stundentakt Wien-Lindau, heißt es in dem Papier.
Bei der Westbahn heißt es, dass es sich um "Anmeldungen für neue Verkehre" handelt, damit "keine Fristen versäumt werden. Im Zuge der Streckenerweiterung nach Vorarlberg letzten Dezember haben die Geschäftsführer, Thomas Posch und Florian Kazalek, das Interesse bekundet, die Verbindungen nach Vorarlberg langfristig auszubauen."
Und weiter: "Der nächste konkrete Schritt folgt diesen Dezember mit einer zusätzlichen Verbindung – es soll dadurch auch die letzte Direktverbindung von Bregenz nach Wien am Nachmittag geschaffen werden – sowie der Reduktion der Fahrzeit um rund eine halbe Stunde. Die Anmeldungen für neue Verbindungen sind auch grundsätzliche Überlegungen und Projekte, allerdings keine konkreten Schritte".
Ein Problem ist, dass es von der Bestellung zur Lieferung neuer Züge aktuell mindestens zwei oder drei Jahre braucht. Mitunter können sie aber gemietet werden, so könnten die Hochgeschwindigkeitszüge über die Schweizer Bahn ausgeborgt werden. Bis die beantragten Verbindungen voll ausgeschöpft werden, wird es also noch dauern. Der nächste Schritt dürften aber direkte Züge über München nach Augsburg, Günzburg und Ulm sein.
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