Betriebe klagen über Mangel an Lehrlingen

Seit dem Start 2008 haben 9.300 Lehrlinge die Reifeprüfung absolviert
Lehrlinge laut WKO-Umfrage großteils zufrieden mit ihrer Lehrstelle. Anfänger werden älter.

Zu Beginn eines neuen Lehrjahrs rührt die Wirtschaftskammer (WKÖ) kräftig die Werbetrommel für die Lehre. Viele Betriebe würden gerne mehr ausbilden, klagten aber über einen Bewerbermangel, hieß es heute, Donnerstag, bei einer Pressekonferenz der WKÖ in Wien. So stünden den aktuell 13.846 offen gemeldeten Lehrstellen nur 10.107 Lehrstellensuchende gegenüber, mit einem West-Ost-Gefälle. Dabei seien die meisten Lehrlinge laut einer Umfrage sehr zufrieden.

"Der Lehrling ist die zukünftige Fachkraft in Österreich", sagte die stellvertretende WKÖ-Generalsekretärin Mariana Kühnel. Acht von zehn Lehrlingen seien zufrieden mit ihrer Lehrstelle, geht aus einer Market-Umfrage im August unter 500 Lehrlingen hervor, nur vier Prozent seien gar nicht zufrieden. Dabei würden die fachliche Kompetenz der Ausbildner und das Verhältnis zum Chef sowie die Vereinbarkeit der Arbeitszeit mit außerbetrieblichen Interessen überwiegend gut bewertet. In etwas mehr als der Hälfte der Betriebe würden auch digitale Medien in der Ausbildung eingesetzt. Das größte Weiterbildungsinteresse haben Lehrlinge demnach im Bereich Soziale Kompetenzen.

Nur geringes Minus

Wohl coronabedingt gebe es um 50 Prozent weniger Bewerberinnen und Bewerber für Lehrstellen, sagte Kühnel. Auf die Gesamtzahl der Lehrlinge wirkt sich dies aber bisher nicht aus: Per Ende August gab es insgesamt 91.830 Lehrlinge in den heimischen Ausbildungsbetrieben, ein Minus von nur 0,5 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat, aber sogar geringfügig mehr als im August 2019, also vor Corona. Damals gab es in Österreich 91.717 Lehrlinge. Bei den Lehranfängern beträgt das Minus gegenüber August 2020 nur 0,7 Prozent, das sind um 1.244 Lehranfänger weniger.

Dabei gibt es auch immer mehr Lehrlinge, die nicht direkt nach der Schule mit 14 bzw. 15 Jahren starten. Im Jahr 2020 waren 12,2 Prozent der Lehranfänger älter als 18 Jahre, mit einer steigenden Tendenz. Dass im Vorjahr der Schulaufstieg in den Gymnasien wegen Corona erleichtert war, habe der Lehre gerade im Bereich Industrie viele Lehranfänger gekostet, die sonst die Schule abgebrochen und sich einer Lehre zugewandt hätten, klagte der Obmann der Bundessparte Industrie, Siegfried Menz.

EuroSkills

Für den Besuch der europäischen Berufsmeisterschaften "EuroSkills", die von 22. bis 26. September in Graz stattfinden, warb die Obfrau der Bundessparte Gewerbe und Handwerk, Renate Scheichelbauer-Schuster: Dort könnten sich junge Leute und ihre Eltern Anregungen für die Berufswahl holen. Handelsspartenobmann Rainer Trefelik sieht wiederum im Handel "irrsinniges Potenzial" für junge Leute: der Handel bilde in 25 Berufen aus, die an die neuen Erfordernisse angepasst würden, zum Beispiel die Sportgerätefachkraft oder der E-Commerce-Kaufmann.

Im Verlauf der letzten Jahre geht die Lehrlingszahl in Österreich allerdings zurück - wegen der Bevölkerungsentwicklung, denn die Zahl der jungen Leute nehme ab, erklärte WKÖ-Vize-Generalsekretärin Kühnel. Der Abwärtstrend sei aber gestoppt worden, nun hoffe sie auf einen Zuwachs. Durch den - bereits ausgelaufenen - Lehrlingsbonus, eine Förderung vom Wirtschaftsministerium, seien 25.000 Lehrstellen mit 49,5 Mio. Euro gefördert worden.

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