Nach der ersten Phase der Corona-Pandemie, in der es um die Sicherstellung der Gesundheit, der Implementierung von Sicherheitsmaßnahmen und dem Umgang mit dem Thema Versorgung – Stichwort Supply Chain – ging, setzte Welser Profile in erster Linie auf Kommunikation – mit den Mitarbeitern, den Kunden, anderen Unternehmen und der Politik.
Und zu kommunizieren gab es einiges, vor allem in Richtung Kunden – nämlich dass die Produktion in Österreich zu keinem Zeitpunkt still stand. „Wir haben die Kunden immer versorgt“, betont Welser – was diese besonders jetzt zu schätzen wüssten. Anders als in den USA, wo es beim Werk in Valley City einen sechswöchigen Stop bedingt durch den Lockdown der Automobilindustrie gab. „Wir durften von einem Tag auf den anderen nichts mehr ausliefern“, erklärt der Firmenchef.
Bitter für Welser, denn: Allein diese sechs Wochen Stillstand haben eine Schadenssumme von mindestens 1,5 Millionen Euro verursacht – die Kosten der Mitarbeiter wurden ohne staatliche Kompensationszahlungen für diesen Zeitraum weitergetragen. „Die Mitarbeiter freizusetzen würde heißen, dass sie einfach nicht mehr versorgt sind“, so Welser.
Für das Gesamtjahr 2020 rechnet er mit einem Umsatzminus für die Gruppe von 20 Prozent gegenüber einem durchschnittlichen Jahr. 2019 war wegen der schwächelnden Automobilindustrie und einem schwachen Investitionsvolumen am Bau schon ein unterdurchschnittliches Jahr mit einem Umsatz von 637 Millionen Euro (2018 : 670 Millionen Euro, Rückgang fünf Prozent).
Nach wie vor nutzt Welser Profile in Österreich und auch Deutschland das Modell der Kurzarbeit. Wie viele Mitarbeiter konkret in Kurzarbeit sind, will der Firmenchef zwar nicht verraten, nur so viel: Die gesamte Arbeitszeitreduktion – also inklusive etwa Alturlaubsabbau und Überstundenreduktion – betrage rund 25 Prozent.
Ob nach dem Ende der Kurzarbeit in Österreich – aktuell bis September geplant, mit der Option auf Verlängerung – Kündigungen notwendig sein werden, kann Welser noch nicht einschätzen, schließt es aber auch nicht aus. „Wenn wir auch nächstes Jahr noch 20 bis 25 Prozent weniger Absatz haben, dann wird es wahrscheinlich auch Kündigungen geben müssen.“
Für die Zukunft sieht Thomas Welser großes Potenzial im Gebiet Fotovoltaik. Beispielsweise liefert Welser jetzt die Profile für die nach aktuellem Stand größte Fotovoltaikanlage Österreichs, die nordöstlich von Wien im Gemeindegebiet von Schönkirchen-Reyersdorf entsteht.
Auch alles, was den Bereich in und um das Haus angeht, ist für ihn ein Wachstumsmarkt. „Die Leute sind jetzt mehr daheim, setzen mehr Projekte am eigenen Haus um.“ Das Ziel ist, dass diese neuen Hoffnungsmärkte Ausfälle aus anderen Märkten ersetzen. Somit wäre auch die Diskussion um Kündigungen nach der Kurzarbeit endgültig vom Tisch, weil obsolet.
Große neue Investitionen sind bei Welser momentan coronabedingt nicht geplant, ebenso wie Zukäufe. Investitionen gab es aber in den vergangenen Jahren genug – etwa in ein Ausbildungszentrum in Gresten. Zukäufe schließt Thomas Welser immerhin nicht dezidiert aus: „Wenn ein Mitbewerber jetzt in Schieflage kommt, wird man das natürlich bewerten müssen.“
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