Welches Heizsystem ist eigentlich das Beste?
Raus aus Öl und Gas, das ist aktuell für viele die oberste Prämisse, wenn es ums Heizen geht. Aber zu welchem Heizsystem sollte man wechseln? Welches ist das Beste für die jeweilige Wohnsituation? Und womit wird die Umwelt am wenigsten belastet?
Das herauszufinden, sei nicht ganz einfach, sagt Siegmund Böhmer, Teamleiter für Luftreinhaltung und Gebäude beim Umweltbundesamt. Denn: „Es gibt keine Standardlösung, bei der man sagen kann, das ist das beste System.“ Viel eher komme es auf eine Reihe von Parametern an.
Da ist laut Böhmer zum einen das Gebäude selbst. Ist es gut gedämmt oder nicht? Zum anderen komme es auch darauf an, wo das Gebäude steht. In Siedlungsgebieten oder Städten, oder doch eher abgelegen? „Man muss sich überlegen, was man denn erreichen will.“ Nicht zuletzt spiele auch das Alter der Heizsysteme eine wesentliche Rolle. Ein Überblick:
- Biomasse
Unter Heizen mit Biomasse versteht man das Heizen mit etwa Holz, Hackschnitzeln und Pellets. „Wenn ich Biomasse verbrenne, entsteht Feinstaub“, so Böhmer. „Wenn die Holzverbrennung unvollständig vor sich geht, hat man die Emission von krebserregenden Stoffen.“ Das sei bei den sogenannten „Allesbrennern“ wie dem alten Küchenofen von früher der Fall. „Diese werden so nicht mehr produziert – aber sie halten ewig und werden von sich aus nicht kaputt.“
Es gebe mittlerweile „wirklich gute“ Biomassesysteme, auch für Hackschnitzel oder Holzscheite. „Diese ladet man voll, und es gibt eine automatische Zündung und Brennluftzufuhr. Sie reagieren auf den Status des jeweiligen Abbrandsystems.“ Aber es gebe auch hier Emissionen, höhere als bei einer Gasheizung.
Immer öfter stehen aber Pelletsheizungen in der Kritik, viele Emissionen zu verursachen. „Pellets sind im unteren Bereich des Emissionsverhaltens. Aber es gibt Unterschiede“, sagt Experte Böhmer. „Da kommt es darauf an, wie gut das Gerät ist, wie gut es betrieben und wie gut es gewartet ist“, fasst der Experte zusammen. „Es wird auch darauf ankommen, wie gut die Qualität der Pellets ist.“ Es gibt eigene Qualitätszertifikate für Pellets – etwa das ENplus-Zertifikat.
Welche Auswirkungen die Emissionen für den Einsatz von Pellets haben? „In Ballungsräumen bzw. Siedlungsgebieten sollte man Biomasse tunlichst vermeiden. Da bedeutet auch eine kleine Emissionsquelle eine Verschlechterung der Luftqualität“, erklärt Böhmer. Auf eine Ortsgröße könne man aber auch das nicht festmachen. „Wenn es eine Gegend ist, in der der Wind oft geht, könnte man auch Emissionen in Ballungsgebieten bis zu einem gewissen Grad zulassen.“ In Großstädten soll Biomasse nicht eingesetzt werden.
Außerdem gibt es auch verschiedene Arten von Emissionen. „Es gibt die Emissionen von Treibhausgasen, die vor allem bei fossilen Brennstoffen entstehen – etwa Methan und CO2“, erklärt Böhmer. „Und dann gibt es die Emissionen der klassischen Luftschadstoffe, die gesundheitlich bedenklich sind, wie NOx, Feinstaub und Benzo(a)pyren.“ Dabei handelt es sich um zum Teil krebserregende Substanzen, die eben bei unvollständiger Verbrennung von Holz, Kohle oder Abfall entstehen.
- Fernwärme
Hier gibt es verschiedene Wärmelieferanten, etwa Heizkraftwerke, die mit Müll oder auch fossilen Brennstoffen betrieben werden. Fernwärme kann natürlich auch Biomasse als Basis haben. Diese Art zu Heizen ist grundsätzlich sinnvoll, braucht aber eine entsprechende Größe und Dichte des Netzes. Böhmer: „Die Fernwärme hat nur dann einen Sinn, wenn eine gewisse Wärmeabnahme vorhanden ist, also in Ballungs- oder Siedlungsgebieten.“
- Wärmepumpe
Oberste Voraussetzung für eine Wärmepumpe ist Böhmer zufolge eine gut gedämmte Gebäudehülle. Denn die Wärmepumpe werde mit Strom betrieben und ist nur effizient, wenn das Gebäude sehr gut gedämmt sei. Die ideale Kombination wäre, ergänzend auch eine Fotovoltaikanlage auf dem eigenen Dach zu haben.
Ist diese gute Dämmung gegeben, sticht die Wärmepumpe Böhmers Meinung nach auch die Fernwärme im Ranking um die besten Heizsysteme aus. Ohne ausreichende Dämmung sei der Stromverbrauch einer Wärmepumpe zu hoch – was weder für Umwelt noch für die Geldbörse sinnvoll sei.
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