Kampf der Teuerung: Was Sie beim Einkauf im Supermarkt wissen sollten
Die Teuerung ist im Vorjahr auf 8,6 Prozent gestiegen, im Dezember betrug sie sogar 10,2 Prozent. Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke verteuerten sich durchschnittlich um 10,7 Prozent und damit sogar etwa 13-mal so stark wie im Jahr 2021, als deren Preise nur unterdurchschnittlich angehoben worden waren, so die Statistik Austria.
Der KURIER hat bei Experten nachgefragt, warum sonst einigermaßen rational handelnde Personen plötzlich so gut wie keiner Versuchung im Supermarkt widerstehen. Und welche Tricks der Supermarktmanager man als Konsument kennen sollte, um den Verkaufsprofis auf Augenhöhe entgegen zu treten.
Apropos. „Artikel, die für den Handel die größte Gewinnmarge bringen, stehen immer auf Augenhöhe im Regal“, erklärt Hans-Georg Häusel, Experte für Hirnforschung, die typische Produktplatzierung im Laden. Es kann sich also buchstäblich auszahlen, sich zu bücken oder zu strecken – nämlich dorthin, wo die günstigeren Artikel (auf den billigeren Plätzen) stehen. Ein Phänomen, das sich durch sämtliche Produktkategorien zieht.
Ende der Einbahnstraße
Wobei man Dinge des täglichen Bedarfs oft im hintersten Eck des Ladens findet. Kein Zufall. Schließlich wollen Händler mit ihren Leitsystemen Kunden an möglichst viel Ware vorbeischleusen. Die Zeiten nerviger Einbahnstraßen, die sich gefühlt kilometerlang bis zur Kassa ziehen, sind aber vorbei, sagt Christoph Teller, Handelsexperte der Uni Linz. „Sogar bei Ikea gibt es mittlerweile Abkürzungen.“ Der Grund ist banal. Der Einkauf soll nicht nerven. Stand in den 1970er-Jahren noch der Verkauf von profitstarken Artikeln ganz oben auf der Agenda der Verkaufsprofis, so ist es mittlerweile die Kundenbindung, sind sich alle Experten einig.
Wobei versucht wird, den Kunden im Geschäft von seinem Stresspegel runterzuholen. Mit so genannten Marktkonzepten, die zum Gustieren einladen. Aufgestapeltes, mit Licht in Szene gesetztes Obst und Gemüse. Oft mit Wasser besprüht, um extra frisch zu wirken. Dahinter frisch aufgebackenes Brot und Gebäck, dass einen entsprechenden Duft verströmt. Wohlfühlatmosphäre, die zum Verweilen und Kaufen animiert.
Thematisch sind Geschäfte übrigens oft aufgebaut wie der Tag – beginnend mit dem Frühstück (Müsli, aufgeschnittenes und damit hochpreisiges Obst) über Mittagssnacks bis hin zum Abendmenü. Und oft sind es die letzten Meter im Geschäft, die das Belohnungssystem im Hirn aktivieren und die Einkaufstasche füllen. Kalkül. Als Belohnung gönnt man sich am Ende des Einkaufs noch eine Schokolade, eine Flasche guten Wein oder mal eine Spirituose. „Wobei bekannte Marken oft als Orientierungshilfe platziert werden“, sagt Teller. Etwa die Standard-Wodka-Marke auf Augenhöhe, das No-Name-Produkt darunter.
Hirn aus, Belohnung an
Wie geschmiert funktionieren Rabatte. „Aktionen schalten das Großhirn aus und aktivieren das Belohnungssystem. Unabhängig davon, ob man sich etwas spart oder in Wirklichkeit über den Tisch gezogen wird“, erläutert Häusel. Wobei Handelsexperte Teller so etwas gar nicht gerne hört: „Der Mythos der Verkaufstricks gesichtsloser Handelskonzerne, die alle abzocken, stimmt doch nicht.“ Der Konsument sei mündig, könne Kilopreise vergleichen. „Wer sich willenlos und ohne Plan durchs Geschäft treiben lässt, darf sich bei der Rechnung nicht wundern.“
Hans-Georg Häusel
Der Konsum-Psychologe, Hirnforscher und Buchautor weiß, dass die meisten Entscheidungen unbewusst fallen. Und all jene, die beim Lebensmitteleinkauf aufs Geld schauen wollen (oder in Zeiten der hohen Inflation müssen), am besten die guten, alten Tipps aus Großmutters Zeiten beachten.
Regel Nummer 1
Niemals hungrig einkaufen gehen – sonst landet mehr im Einkaufswagerl, als man wirklich braucht.
Regel Nummer 2
Einen Einkaufszettel schreiben, sich also schon daheim überlegen, was man kochen will. „Viele sind zu faul, gehen ins Geschäft und lassen sich dort einfach inspirieren“, meint Häusel. Wenn man im Geschäft ist, auch wirklich nur kaufen, was auf dem Einkaufszettel steht.
Regel Nummer 3
Nicht blindlings zur erstbesten Marke im Regal greifen, rät Häusel: „Wer zu Handelsmarken greift, kann bis zu 20 Prozent sparen – und das oft bei gleicher Qualität.“
Anekdote am Rande
Und last but not least kann es aus Frauensicht lohnend sein, seinen Partner mit zum Einkaufen zu schleppen. Studien haben ergeben, dass Männer tendenziell quengeln und damit die Wohlfühlatmosphäre im Supermarkt etwas beeinträchtigen. Sprich, die Kauflaune hemmen. Kein Zufall also, dass es bei großen Hypermärkten oft im Eingangsbereich eine Kaffee-Ecke oder einen Stand mit Bratwurst-Angeboten gibt, an dem Frau ihren Mann abgeben kann, um ungestört einkaufen zu gehen.
Wobei es rational sein kann, Aktionen zu kaufen. Etwa bei Vorratsartikeln – wie Kaffee. Anders schaut es bei sogenannten „Verbindungsplatzierungen“ aus. Also etwa, wenn in der Spargelzeit neben dem 1+1-Gratis-Spargel die praktische Packung Soße Hollandaise samt passendem Weißwein am Verkaufstisch steht. Wer zugreift, kauft wohl teuer. Ein Blick in die Wein- und Soßenabteilung kann Bares wert sein.
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