Weinlese beginnt: Weniger Menge, aber Trauben in hoher Qualität
Der Klimawandel macht aber freilich auch nicht vor Österreichs Weingärten halt. Unter anderem in der Thermenregion oder in Andau haben sich Winzer bereits zusammengeschlossen und mit der Bewässerung der Gärten begonnen. Das ist aber aktuell noch die Ausnahme. Schmuckenschlager schätzt, das aktuell nur rund fünf Prozent der Reben in Österreich bewässert werden.
Auf die Österreicher ist Verlass – zumindest wenn es um den Kauf von Wein "Made in Austria" geht. Drei von vier Weinflaschen, die Österreichs Winzer abfüllen, werden innerhalb der Landesgrenzen getrunken, sagt Chris Yorke vom Österreich Wein Marketing. Freilich mit Hilfe der zahlreichen Touristen, aber sei’s drum.
Auch im Ausland gewinnen Österreichs Weine an Bedeutung, die Exportquote liegt mittlerweile bei 28 Prozent, wobei mehr als die Hälfte der Ausfuhren nach Deutschland gehen und sich die Wachstumssprünge vor allem in den USA und Kanada abspielen (freilich von einem vergleichsweise niedrigem Niveau weg startend als im Nachbarland).
Für Nachschub aus den Weingärten ist jedenfalls gesorgt. Die Hauptlesezeit beginnt zwar erst Mitte September, doch schon jetzt ist für Experten klar, dass die Erntemenge mit 2,3 Millionen Hektolitern nur leicht unterdurchschnittlich ausfallen wird. Die Menge ist damit seit fünf Jahren relativ stabil, was auch ein wichtiges Zeichen für Abnehmer aus dem In- und Ausland ist. Weinbaupräsident Johannes Schmuckenschlager geht zudem von einer guten Qualität aus: „Der Wechsel zwischen Niederschlags- und Hitzeperioden während des heurigen Vegetationsverlaufes bildet die perfekte Grundlage dafür“, spricht er von einer „guten Säurestruktur und Zuckerbildung in den Trauben“.
Kurzum: Pilzkrankheiten und Wetterkapriolen konnten der landesweiten Ernte wenig anhaben – selbst wenn die Schäden bei einzelnen Winzern enorm sind. Übrigens nicht nur in Österreich. In Italien wie Frankreich haben Pilzkrankheiten die Erntemenge erheblich dezimiert, Spanien meldet Ausfälle infolge der Hitzewelle. Laut Schmuckenschlager ist die Situation europaweit angespannt, auch wegen „systemischer Probleme, wie dem Fachkräftemangel im Prosecco-Anbaugebiet“. Schmuckenschlager geht davon aus, „dass die Produktion in Europa zurückgefahren wird, was den Markt stabilisieren wird“.
Studiogespräch mit Weinbaupräsident Johannes Schmuckenschlager
Rodungen im Bordeaux
Nur ein Beispiel: Im französischen Bordeaux steht nach der Weinlese für etliche Winzer im Herbst ein Einsatz mit schwerem Gerät an: Auf rund 9.500 Hektar Fläche werden die Reben mit staatlicher Millionenhilfe herausgerissen, denn es gibt eine Überproduktion und wirtschaftliche Probleme. Seit längerem ist der Weinkonsum in Frankreich rückläufig.
Statt zum Wein greifen vor allem jüngere Leute lieber zu einem Bier oder verzichten ganz auf Alkohol. Ein Problem, das in Österreich keines ist, will der Weinbauverband in einer Umfrage (n=1000) herausgefunden haben. Hierzulande gewinnt der Wein bzw. die Weinwirtschaft demnach speziell bei Frauen und Unter-30-Jährigen an Popularität. Oder wie es Schmuckenschlager formuliert: "Der Wein wird jünger und weiblicher."
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