Ein Onlineshop mit Tausenden neuen Teilen, teils zu Spottpreisen von einem Euro. Einmal tragen und wegwerfen, so das Konzept des chinesischen Onlinehändlers Shein, prangert Lisa Panhuber, Konsumexpertin von Greenpeace, an. Und es ist nur ein Auswuchs der sogenannten (Ultra)-Fast-Fashion, die den Planeten mit Hosen, T-Shirts und Kleidern überzieht.
So schnell, „dass bereits jedes dritte Kleidungsstück direkt für den Müll produziert wird, also erst gar nicht im Verkauf landet“, sagt Panhuber. Schlicht, weil internationale Moderiesen bei ihren Zulieferern mehr bestellen, als sie letztlich abnehmen. Oder die Ware noch in den Geschäften hängt, wenn die nächste Kollektion bereits ins Geschäft drängt. Um Platz in den Läden zu schaffen, wird die Ware zurück ins Zentrallager geschickt und weiter an Großhändler verscherbelt. „Zu Tonnenpreisen“, wie Panhuber erläutert.
Polyester als Brennstoff
Die Wege, die die fabriksneue Ware weiter nimmt, klingen absurd. „Recherchen ergeben, dass die Kleidung zum Beispiel in Kambodscha als Brennmaterial in der Ziegelproduktion verheizt wird“, so die Greenpeace-Aktivistin. Aber auch in Osteuropa würden die Polyester-Teile als Brennmaterial auftauchen. „Weil es billiger ist, damit zu heizen als mit Kohle oder Holz.“
Der Großteil der Überproduktion landet jedoch im globalen Süden, etwa in Kenia. Wer glaubt, dass sie dort auf Second-Hand-Märkten Abnehmer findet, irrt. Laut Panhuber finden auch dort 40 Prozent der Teile keinen Käufer. Endstation Mülldeponie. Auch in der chilenischen Wüste lagert tonnenweise unverrottbare Wegwerfmode. Der hohe Polyesteranteil in der Billigmode – sprich das Plastik – lässt grüßen.
Mode wird immer mehr zum Umweltproblem – über den ganzen Lebenszyklus hinweg. Laut den Vereinten Nationen ist die globale Textilindustrie für fünf bis zehn Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Verschmutzung von Wasser und Boden und Ausbeutung der Arbeiter vor Ort inklusive.
Wunsch und Wirklichkeit
Greenpeace fordert unter anderem ein starkes EU-Lieferkettengesetz, das Hersteller und Händler verpflichtet, die Produktionsbedingungen zu kontrollieren und offen zu legen. Klingt gut, ist aus Sicht von Rainer Trefelik, Handelsobmann und Modehändler in Wien, aber leichter gesagt als getan. „Als kleiner Händler kann man ja nicht bei jedem Knopf nachkontrollieren, wie er produziert wurde.“
Es gibt aber Schritte in die richtige Richtung, meint Günther Rossmanith, Mango-Händler in Wien und Sprecher der Modehändler. Schlicht, da der Druck auf Textilketten steigt. Seitens der Konsumenten, wie der Geldgeber, die verstärkt nachhaltige Investitionsmöglichkeiten suchen.
Dagegen geben Konsumenten in Umfragen gerne an, dass ihnen Nachhaltigkeit wichtig ist. Beim Einkauf entscheidet dann aber oft der Preis. Laut einer Umfrage von Greenpeace und der Arbeiterkammer Wien haben die Österreicher durchschnittlich um die 100 Kleidungsstücke in diversen Kästen und Läden. Ein Viertel davon mehr oder weniger ungetragen.
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