Ab 2025 gelobt die Inditex-Gruppe, nur noch nachhaltige Ware auf den Markt zu werfen. Versprechen, die man auch von Konkurrenten und ihren Hochglanz-Imagebroschüren samt (selbstgeschnitztem) Ökosiegel kennt. Der frische Wind weht von bisher unverdächtiger Seite: von den Finanzmärkten. Investoren suchen saubere Anlagemöglichkeiten, wollen sich nicht mit dreckigen Lieferketten und menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen anpatzen lassen. Das bringt börsenotierte Konzerne verstärkt unter Druck.
Der große Hebel für Änderungen liegt aber wo anders. Bei den Konsumenten. Sie lassen sich in Sonntagsumfragen zu sozial erwünschten Antworten à la „Nachhaltigkeit ist mir sehr wichtig“ hinreißen, vergessen beim Einkaufen aber verlässlich auf ihre guten Vorsätze. Gekauft wird, was günstig ist. Wegwerfmode aus feinstem Polyester. Sprich Plastik. Hält ewig, zumindest auf der Müllhalde. Und dort landen die T-Shirts ja oft auch schon nach dem ersten Tragen.
Greenpeace und die Arbeiterkammer Wien haben nun die Österreicher gefragt, wie viele Kleidungsstücke sie im Kasten haben. Die ehrliche Antwort wäre wohl „keine Ahnung“ gewesen. Die vage Schätzung der meisten lag dann bei knapp 100 „Fetzen“, etwa die Hälfte davon mit einer feinen Staubschicht überzogen, also so gut wie ungetragen. Die Wahrheit ist, dass zu viel gekauft wird (laut Statistik um die 60 Kleidungsstücke im Jahr, in Pandemiezeiten etwas weniger), die Kleidung zu kurz getragen wird (Hosen und Schuhe um die drei Jahre) und dann auch noch falsch entsorgt wird (ein Drittel landet im Restmüll). Zur Orientierung: Allein in Österreich werden binnen zwölf Monaten mehr als 170.000 Tonnen Textilabfälle verbrannt, 41.000 Tonnen getragene Kleidung exportiert, aber nur 15.000 Tonnen Kleidung recycelt.
Die Forderungen der Umweltschützer nach einem Vernichtungsverbot neuwertiger Ware und einem starken EU-Lieferkettengesetz sind gut und richtig.
Wenn Konsumenten dann aber allwöchentlich beim chinesischen Onlinehändler neue T-Shirts um einen Euro pro Stück kaufen und sie nach dem ersten Waschen im Restmüll entsorgen, hilft das aber wenig.
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