Die globale Lobby-Organisation der Goldbergbauindustrie, das World Gold Council, hat vorgerechnet, wie groß ein Würfel aus reinem Gold maximal ausfallen könnte. Würde man jede Feinunze Gold, die jemals auf dem Planeten gefördert wurde, zusammenschmelzen und den weltweiten Vorrat an Gold zu einem Würfel pressen, hätte dieser eine Kantenlänge von gerade einmal 21 Metern. Bewegen könnte man diesen Würfel aus Gold allerdings nicht mehr – es würde rund 85.400 Tonnen wiegen.
Ein Gedankenspiel, das wohl auch veranschaulichen soll, dass Gold ein knappes Gut ist. Auch, weil das Edelmetall teuer zu fördern ist, erläutert Frank Thomas Moch. „Goldadern sind selten. Das meiste Gold ist in Form von Flitter im Gestein gebunden. Zur Orientierung – aus einer Tonne Stein werden im Schnitt drei bis fünf Gramm Gold gewonnen“, sagt der Obmann des Schmuck- und Uhrenhandels in der Wirtschaftskammer Österreich.
3.500 Tonnen Gold
Ein teures Unterfangen. Die Förderkosten pro Unze Gold liegen um die 1.000 Dollar. Gold bleibt also auf absehbare Zeit ein knappes Gut. Bei steigender Nachfrage – weltweit. 3.500 Tonnen Gold werden pro Jahr gefördert. „Früher gingen davon 80 Prozent in die Schmuckindustrie, heute sind es um die 50 Prozent“, weiß Moch. Der Rest fließt längst in Anlagegold (Münzen, Barren) und in die Industrie. Was nicht heißt, dass die Schmuckindustrie keinen Bedarf hat, im Gegenteil. „Wir sind eine der wenigen Branchen, die von der Krise wenig betroffen sind“, sagt Moch. Zumindest im gehobenen Segment, also bei Schmuck jenseits der 500-Euro-Marke. „Es wird mehr für teuren Schmuck ausgegeben. Ob als Wertanlage oder weil man sich statt des geplatzten Urlaubs etwas leisten will.“
Zwischen 2.500 und 3.000 Juweliergeschäfte gibt es in Österreich, eine seit Jahren relativ konstante Zahl. Dennoch hat sich die Branche gewandelt. Das sieht man auch bei einen Blick in die Schaufenster. Luxusuhren sind vielerorts aus der Auslage verschwunden. „Viele haben mit dem Verkauf aufgehört, weil die Margen gesunken sind“, erläutert Moch. Der Grund dafür ist vor allem in Onlineshops zu finden. Sie haben einen Preiskampf eröffnet, bei dem stationäre Händler mit ihren hohen Miet- und Personalkosten oft nicht Schritt halten können.
Wartelisten für Uhren
Zudem verlangen die Hersteller von Luxusuhren von Händlern traditionell die Abnahme ganzer Sortimente. Das Problem: Mit im Paket sind dann auch weniger gefragte Modelle, die Kapital der Juweliere binden und wie Blei in der Auslage liegen. Im Gegensatz zu jenen limitierten Auflagen von Luxusmarken wie Rolex, Breguet oder Patek Philip, auf die kaufkräftige Kundschaft oft monatelang warten muss. Ob aufgrund künstlicher Verknappung oder echter Nachschubprobleme ist selbst unter Juwelieren umstritten.
Einig sind sich die Kollegen dagegen in der Tatsache, dass sich viele beim Kauf einer Uhr im Geschäft beraten lassen und letztlich beim billigeren Onlinehändler kaufen. „Später kommen sie wieder zu uns ins Geschäft, um das Armband zu kürzen. Damit müssen wir leben“, zuckt Moch mit den Schultern.
Auf edlen Schmuckstücken finden sich immer öfter Diamanten aus dem Labor. „Früher konnten diese nur in kleinen Größen hergestellt werden, das hat sich aber geändert“, sagt der Fachmann. Preislich sei bei großen Labor-Diamanten aber oft gar kein großer Unterschied zu jenen aus natürlichen Vorkommen. Auch, weil die Produktion aufwendig ist. Prinzipiell seien aber keine 20 Prozent der Diamanten, die weltweit gefördert werden, für die Schmuckindustrie geeignet. Ein Top-Stein mit 0,2 Gramm Gewicht könne pro Karat aber bis zu 160.000 Euro wert sein. Für viel seltenere Farbdiamanten werden viel höhere Preise verlangt. Klingt nach Wertanlage, doch einen losen Diamanten zu verkaufen, ist gar nicht so einfach. „Anders als bei Gold gibt es keinen Zweitmarkt, keine Börse für Private. Dafür sind Diamanten viel zu unterschiedlich und müssen geprüft werden.“ Als Verkäufer bleibt einem damit meist nur der Weg einer Versteigerung oder zu einem serösen Händler, der zum Beispiel Mitglied beim Diamant Club Wien ist. Der Diamant Club Wien ist Mitglied beim Weltverband der Diamantbörsen und es werden nur Mitglieder mit entsprechender Reputation aufgenommen.
Der Handel mit hochwertigem Schmuck findet dagegen nach wie vor primär in stationären Geschäften statt. Teure Ringe und Halsketten wollen probiert werden. Das Gold, das in Europa zu Schmuck verarbeitet wird, kommt übrigens so gut wie nie frisch aus einer Goldmine. „Der europäische Markt deckt sich fast zu hundert Prozent aus Recyclinggold“, weiß Moch, der die Branche seit 45 Jahren kennt. Sprich, aus Gold, das eingeschmolzen und wiederverwendet wird.
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