Online-Juwelier: „Wir finden über Algorithmen den besten Stein“
„Weltweit gibt es rund eine Million Diamanten, die sich für die Schmuckproduktion eignen. Wir haben sie alle in unserer Datenbank und filtern täglich die besten heraus“, sagt Georg Schmidt-Sailer, Mitgründer des Online-Schmuckhändlers Renésim. Oder besser gesagt, des ehemaligen Onlinehändlers, denn Schmidt-Sailer hat gerade sein zweites Geschäft eröffnet. In bester Wiener Innenstadtlage, einen Steinwurf vom Stephansdom entfernt.
In einer der Vitrinen eine Brosche um 61.900 Euro. „Mit unbehandelten Saphiren“, sagt der Unternehmer, der sich auf teuren Schmuck spezialisiert hat – schon als reiner Onlinehändler. „Als wir 2010 begonnen haben, hat es im Internet schlicht kein Angebot gegeben. Die Juweliere hatten bestenfalls eine Homepage als digitale Auslage, aber ohne Warenkorb und Bezahlfunktion“, sagt Schmidt-Sailer. Es gab also keine Konkurrenz, aber eine potenzielle Online-Kundschaft, die es abzuholen galt, war dem studierten Volkswirten klar.
Start-up-Sponsoren
Daran haben auch Investoren geglaubt, die zusammengenommen einen Millionenbetrag ins Start-up gesteckt haben. Mit an Bord sind unter anderem der Start-up-Experte Hansi Hansmann, Ex-Swatch-Österreich-Chef Rudi Semrad oder Alfred Ötsch, Ex-Vorstand der AUA.
Aber was kann Renésim, was ein etablierter Juwelier nicht kann? „Die Industrie überlegt zwei Mal im Jahr, was sie schön findet, kauft in großen Mengen die entsprechenden Steine ein, bringt ein paar Modelle auf den Markt, unter denen man dann wählen darf“, spitzt es Schmidt-Sailer zu. Auch er habe einige Standardmodelle im Sortiment, aber eben auch die Möglichkeit, sich sein eigenes Schmuckstück zu kreieren. „Wir sind mit Datenbanken der Schleifereien auf der ganzen Welt verbunden, finden jeden Stein, finden über Algorithmen tagesaktuell den besten Stein in der gewünschten Preisklasse.“
Ring aus dem Webshop
Einer der Hauptzielgruppen des Start-ups sind übrigens junge Männer, die zum ersten Mal teuren Schmuck kaufen – in Form eines Verlobungsrings. Damit sind die Verkäufe auch beratungsintensiv, wobei viele Beratungen eben nicht mehr in einem Shop (den ersten gibt es seit 2016 schon in München), sondern über eMail, Telefon oder Whatsapp erfolgen. Warum eigentlich dann doch ein Geschäft? „Weil die Zukunft des Handels hybrid ist“, sagt Schmidt-Sailer.
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