Handel am Adventsamstag: Hell erleuchtet, aber mit trüber Aussicht
Positiv formuliert bekommt man keine Schweißausbrüche, wenn man im Daunenmantel bei Oskar Strasser im Geschäft steht. Zwölf Grad hat es im kleinen Verkaufsraum von „Pomp&Gloria“ in der Wiener Lerchenfelder Straße. „Bei den Gaspreisen trau mich nicht, die Gasheizung aufzudrehen“, sagt der Geschäftseigentümer, der zwischen unzähligen Christbaumkugeln und Deko-Artikeln steht.
Sein Laden lebt derzeit von treuer Stammkundschaft. Daran werde der zweite Einkaufssamstag im Advent nichts ändern.
„Von solchen Tagen profitieren seit jeher nur die Shoppingcenter und großen Einkaufsstraßen. In den Nebenstraßen ist nie viel los“, sagt Strasser, dessen November-Umsätze ein Drittel unter jenen des Vorjahresmonats liegen. Und das, obwohl es im Vergleichszeitraum 2021 einen Lockdown gegeben hat. „Unsere Kunden kommen aus der klassischen Mittelschicht. Viele von ihnen müssen derzeit sparen.“
Die hohe Inflation treffe sein Geschäft härter als Corona. In der Pandemie hätten viele bewusst die kleinen Kaufleute unterstützt, jetzt zähle vor allem der Preis.
Lichter für die Stimmung
Mit ein Grund, warum viele die Aktionen rund um den Black Friday genutzt haben und einen Teil der Geschenke bereits im Kasten haben. Dennoch rechnet Christoph Andexlinger, Chef der 30 Spar European Shoppingcenter (u. a. Gerngross, Q19, Fischapark, Murpark Europark Salzburg), diesen Samstag mit vollen Einkaufszentren. Schließlich ist bei vielen wieder Geld am Konto: „Den Monatsersten spürt man immer bei der Frequenz.“
Zudem spielt ihm das diesige Wetter in die Hände und der Nikolo kurbelt das Geschäft jedes Jahr verlässlich an.
Die Einkaufszentren sind jedenfalls weihnachtlich beleuchtet – und das komme heuer bei Kunden besonders gut an, glaubt der SES-Manager. Vielleicht, weil viele daheim auf die Adventbeleuchtung verzichten, mutmaßt er.
Auch die SES schaltet die Weihnachtsbeleuchtung heuer früher am Abend ab als bisher gewohnt. „Damit wollen wir ein Zeichen setzen. Mit dem Thema Strom sparen hat das ehrlich gesagt wenig zu tun.“ Laut seinen Berechnungen sei die Weihnachtsbeleuchtung in seinen Häusern für gerade einmal für 0,1 Prozent des Energieaufwandes verantwortlich.
Pünktlich zum Weihnachtsgeschäft rät übrigens auch die Elektroaltgeräte Koordinierungsstelle (EAK) den Konsumenten, alte Lichterketten auszutauschen. Moderne LED-Lampen würden bis zu 80 Prozent weniger Strom als Glühlampen verbrauchen, so EAK-Geschäftsführerin Elisabeth Giehser.
Verhaltener Aktionstag
Die Geschäfte rund um den Aktionstag Black Friday, der traditionell das Weihnachtsgeschäft einläutet, sind heuer laut Schätzungen des Handelsverbands hinter den Erwartungen geblieben. Thalia-Österreich-Geschäftsführerin Andrea Heumann ist mit der ersten Adventwoche dennoch zufrieden. Für ihre Branche ist das Weihnachtsgeschäft entscheidend, etwa ein Viertel des Jahresumsatzes wird in den letzten zwei Monaten des Jahres eingespielt. „Man merkt, dass viele jetzt auf den Preis achten“, sagt die Buchhändlerin, die einen großen Teil des Umsatzes mit Nebensortimenten wie Spielen oder Handarbeitszubehör macht. In der Black-Week seien Aktionen auf diese Sortiments gut angenommen worden.
Gut läuft es derzeit auch bei den meisten der österreichweit knapp 3.000 Juweliergeschäfte. „Wir sind eine der wenigen Branchen, die von der Krise so gut wie nicht betroffen sind“, sagt der Branchensprecher Frank-Thomas Moch. Zumindest im gehobenen Segment, also bei Schmuck jenseits der 500-Euro-Marke. „Es wird mehr für teuren Schmuck ausgegeben.“ Wohl auch als Wertanlage, schätzt er.
1. Adventsamstag
Während die Umsätze im stationären Handel am Black Friday hinter den Erwartungen geblieben sind, verzeichneten die heimischen Geschäfte am ersten Adventsamstag eine starke Kundenfrequenz und vielerorts auch passable Umsätze, berichtet der Handelsverband
340 Millionen Euro
wurden laut Handelsverband am 1. Adventsamstag in den Einkaufsstraßen und Shoppingcentern ausgegeben
Handel
Laut der Blitzumfrage des Handelsverbands wird jeder zweite Handelsbetrieb das Jahr 2022 mit einem Verlust beenden. Fast 70 Prozent der heimischen Händler sind zwar nach wie vor von Lieferverzögerungen und -engpässen betroffen, allerdings nur noch in einzelnen, sehr spezifischen Produktsegmenten
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